83 Prozent der Menschen erleben eine zunehmende
Verrohung der Gesellschaft. Über ein Viertel aller Befragten haben
Übergriffe auf Beschäftigte im öffentlichen Dienst beobachtet. Die
Hälfte dieser Angriffe waren körperlicher Art. Jeder zweite
Staatsdiener ist bereits Opfer solcher Vorfälle geworden. Das sind
die besorgniserregenden Kernergebnisse einer Sonderumfrage im Rahmen
der vom dbb am 20. August 2019 in Berlin vorgestellten
Bürgerbefragung Öffentlicher Dienst.
„Es ist höchste Zeit zum Handeln. Wenn wir die Brutalisierung
unserer Gesellschaft stoppen und die Kolleginnen und Kollegen im
öffentlichen Dienst schützen wollen, brauchen wir dringend ein
umfassendes Investitionsprogramm Sicherheit im Dienst“, kommentierte
der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach die vom
Meinungsforschungsinstitut forsa für den dbb ermittelten Daten.
Ein solches Investitionsprogramm müsse sowohl die bekannten
personalwirtschaftlichen, baulichen, organisatorischen und
Ausrüstungsaspekte einbeziehen als auch ganz neue Überlegungen.
Silberbach: „Natürlich brauchen wir mehr Personal für Sicherheit und
Justiz, damit Fehlverhalten zeitnah und spürbar sanktioniert werden
kann. Außerdem sollten wir diskutieren, ob das Instrument der
Forderungsabtretung nach Paragraph 78a des Bundesbeamtengesetzes auch
auf Beleidigungstatbestände ausgeweitet und auf alle Beschäftigten im
öffentlichen Dienst Anwendung finden kann, danach kann ein
gerichtlich zugestandener Schadensersatzanspruch vom Dienstherren
übernommen, ausgezahlt und später vom Verursacher eingetrieben
werden. Dann würden alle Opfer von Übergriffen echte Rückendeckung
der Dienstherren und Arbeitgeber spüren.“
Außerdem, so der dbb Chef weiter, ist ein Kulturwandel nötig. Der
dbb und seine Mitgliedsgewerkschaften veröffentlichen seit Jahren
Studien und Forderungen zum Umgang mit der Gewalt gegen Lehrkräfte,
Polizei, Jobcenter-Mitarbeiter, Rettungskräfte und Feuerwehrleute.
Silberbach: „Beschäftigte, Politik und Bevölkerung müssen jetzt aktiv
werden. Wir brauchen flächendeckend Ombudsleute, an die sich die
betroffenen Kolleginnen und Kollegen wenden können, wenn Vorgesetzte
Angriffe bagatellisieren oder unter den Teppich kehren wollen.
Beschäftigte, die zu Opfern werden, müssen falsche Scham überwinden
und jeden Vorfall transparent machen, und wir brauchen die
Unterstützung der Bevölkerung. Das ist unser aller Gesellschaft,
unser aller öffentlicher Dienst. Egal ob auf der Straße, in Schule,
Krankenhaus oder auf dem Amt: Jeder, der Zeuge von Übergriffen wird,
soll eingreifen, laut werden und Hilfe holen.“
Pressekontakt:
dbb – beamtenbund und tarifunion
Dr. Frank Zitka
Telefon: 030.4081-5510
Fax: 030.4081-5599
Email: zitka@dbb.de
Original-Content von: dbb beamtenbund und tarifunion, übermittelt durch news aktuell