Der gläserne Versicherungsnehmer – Wenn Google & Co. auf dem Beifahrersitz mitfahren

Seit Beginn dieses Jahres gibt es in Deutschland zunächst probeweise die neuen sogenannten Telematik-Tarife für die Kfz-Versicherung. Dabei wird eine kleine Box in mein Auto eingebaut. Mit dieser wird dann mein Fahrstil überwacht. Alle gesammelten Daten werden dann an eine Datenbank übertragen, in der mein persönliches Risiko ausgewertet wird. Daraus ergibt sich ein Punktestand, der dann an den Versicherer übermittelt wird. Je nach Höhe des Punktestandes zahle ich meine entsprechenden Versicherungsbeiträge.
Was sind das für Daten, die gesammelt werden? Einfach gesagt, wird mein Fahrverhalten ermittelt. Halte ich die Geschwindigkeitsbegrenzungen ein, überhole ich häufig, halte ich die Spur, fahre ich viel Innerorts, bremse ich heftig, fahre ich viel nachts?
Wer also Nachtschicht in der Stadt arbeitet, immer wieder mal bremsen muss, weil jemand über die Straße läuft, der muss mit höheren Beiträgen rechnen.
Idealerweise führt die neue Technologie dazu, dass wir alle bewusst vorsichtiger fahren, um Versicherungsbeiträge zu sparen. Tatsächlich appellieren die Versicherer an den Sportsgeist der Versicherten, da jedes Quartal ausgewertet wird, wer den niedrigsten Punktestand hat und die oder der ist dann für das kommende Quartal kostenlos versichert.
Ein positiver Nebeneffekt ist der automatische Notruf. Sollte ich einen Unfall haben, sendet die Box sofort ein Notfall-Signal mit meinen Standortdaten.
Für Datenschützer ist der neue Telematik-Tarif allerdings das Tor in eine Versicherungswelt der absoluten Überwachung. Selbstverständlich werden die Daten streng getrennt behandelt und der Versicherer bekommt nur die errechneten Punkte geliefert, aber nicht die Daten, wie diese zustande gekommen sind. Aber generell ist es schon möglich, z.B. für den Geheimdienst oder auch vollkommen legal für die Polizei im Rahmen einer Ermittlung, genau auszuwerten, wer wann wo und wie schnell gefahren ist.
Ein Horror-Szenario für Datenschützer wäre es, wenn diese Praxis auch auf Versicherungen aus dem Bereich Arbeitskraftabsicherung oder Krankenversicherung übertragen würde. Und die Bedenken sind nicht aus der Luft gegriffen. In anderen Ländern bietet Google bereits ein Vergleichsportal für Versicherungen an. So weiß Google beispielsweise, wenn ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte, schon im Vorfeld, ob ich schon mal „Rückenschmerzen“ oder „Burnout“ gegoogelt habe.
Versicherung hat auch immer etwas mit Vertrauen zu tun. Man sucht sich bewusst einen Versicherungsmakler, dem man seine sensiblen Daten anvertrauen möchte und dem man zutraut, dass er für meine Bedürfnisse den passenden Schutz findet. Das sind Dinge, die Google oder eine Box im Auto, nicht bieten kann.

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