Der Partner-Pay-Gap ist weiter vorherrschend – Männer bleiben die Haupt-Brotverdiener in Doppelverdienerhaushalten

Ein Team aus vier Wissenschaftlerinnen hat untersucht, wie sich
die Einkommensverteilung zwischen den Geschlechtern in Paarhaushalten von 1992
bis 2016 entwickelt und ob sich der sogenannte Partner-Pay-Gap verringert hat.
Dabei zeigt sich: Der Beitrag von Frauen zum Haushaltseinkommen bleibt weiterhin
hinter dem der Männer zurück und liegt zwischen 35 (Westdeutschland) und 45
(Ostdeutschland) Prozent. Dabei gibt es interessante Unterschiede zwischen den
verschiedenen Einkommensgruppen.

In Fragen der Geschlechtergerechtigkeit spielen das Erwerbsverhalten von Frauen
und ihre Zugangs- und Arbeitsmarktchancen eine tragende Rolle: mit Konsequenzen
für ihre finanzielle Unabhängigkeit und im Hinblick auf ihre Altersvorsorge.
Dies gilt auch für Paarhaushalte. Hier herrschte lange Zeit das Modell des
männlichen (Allein-)Ernährers vor, in dem Frauen allenfalls einen Zuverdienst
zum Haushaltseinkommen erbrachten. Dieses Modell setzt Frauen und ihre Kinder
einem Armutsrisiko im Falle einer Trennung aus, und auch unser Rentensystem
benachteiligt Hinterbliebene in Partnerschaften, wenn sie weniger eigene
Rentenanwartschaften aufbringen als die Hauptverdiener.

Martina Dieckhoff, Vanessa Gash, Antje Mertens und Laura Romeu Gordo haben mit
Daten des Sozioökonomischen Panels untersucht, wie sich die Anteile am
Haushaltseinkommen zwischen Männern und Frauen im Zeitverlauf entwickelt haben.

Es zeigt sich für den Beobachtungszeitraum sowohl in Ost- als auch in
Westdeutschland eine Zunahme an Doppelverdienerhaushalten: In Westdeutschland
ist der Anteil von 51 Prozent im Jahr 1992 bis auf rund 79 Prozent in 2016
angewachsen und liegt damit ähnlich hoch wie in Ostdeutschland. Hier gab es von
einem höheren Ausgangsniveau von 63 Prozent ausgehend im Jahr 1992 einen Zuwachs
auf 78 Prozent. In beiden Teilen ist der Anstieg von 2005 an stärker verlaufen
als in den Jahren zuvor. Dies fällt mit der Einführung der Hartz-Reformen, einer
stärkeren Deregulierung des Arbeitsmarkts und die damit verbundene Zunahme an
Teilzeitbeschäftigung sowie einer Zunahme an Möglichkeiten zur Kinderbetreuung
zusammen.

Der Verdienstunterschied in Paarhaushalten scheint demgegenüber ziemlich
veränderungsresistent: Ein Zuwachs an Einkommensgleichheit ist kaum zu
verzeichnen, obwohl die Partnerschaften in der Mehrheit homogen hinsichtlich
ihrer Bildungsabschlüsse und damit ihres Verdienstpotentials sind. In beiden
Teilen Deutschlands ist der Anteil am Haushaltseinkommen von Frauen geringer als
der von den Männern. In Westdeutschland lässt sich ein geringfügiger Anstieg bei
den Frauen um drei Prozentpunkte von rund 32 Prozent auf rund 35 Prozent
verzeichnen.

In Ostdeutschland ist der Einkommensunterschied in der Partnerschaft geringer,
der Anteil der Frauen am Haushaltseinkommen hat aber um ein Prozentpunkt
abgenommen (von 44% auf 43%). Dass der Beitrag der Frauen zum Haushaltseinkommen
in Ostdeutschland höher ist als in Westdeutschland, lässt sich vermutlich
teilweise auf die Einkommen der ostdeutschen Männer zurückführen, die
substanziell weniger verdienen als westdeutsche Männer, während die
Einkommensunterschiede zwischen Frauen in Ost- und Westdeutschland weniger
ausgeprägt sind. Ein weiterer Erklärungsfaktor für die Unterschiede zwischen
Ost- und Westdeutschland sind unterschiedliche soziale Normen insbesondere mit
Blick auf die Arbeitszeit von Müttern.

Es zeigt sich außerdem, dass die Größe des Partner-Pay-Gaps mit der
wirtschaftlichen Stellung der Haushalte variiert: in Paarhaushalten mit Männern
im unteren Drittel der Einkommensverteilung haben Frauen einen größeren Anteil
am Haushaltseinkommen als mit Partnern im obersten Drittel der
Einkommensverteilung. Und auch hier zeigen sich Ost-/ Westunterschiede. Während
in Ostdeutschland Frauen mit Partnern aus dem unteren Einkommensdrittel
Verdienstgleichheit erreichen, bleiben westdeutsche Frauen mit einem Anteil von
um die 40 Prozent am Haushaltseinkommen dahinter zurück. Ostdeutsche Frauen mit
Partnern aus dem oberen Einkommensdrittel erreichen zwischen 30 und 40 Prozent
des Haushaltseinkommens, während westdeutsche Frauen in diesem Fall mit zwischen
24 und 32 Prozent zum Haushaltseinkommen beitragen. Auch im mittleren Drittel
haben die ostdeutschen Frauen einen größeren Beitrag am Haushaltseinkommen
(Osten: zwischen 40 und 46 Prozent; Westen: zwischen 29 und 35 Prozent). Der
leichte Anstieg des Haushaltsbeitrags von Frauen in Westdeutschland zwischen
1992 und 2016 ist hauptsächlich durch Paare im mittleren und oberen
Einkommenssegment getragen. In Ostdeutschland hingegen hat sich der Anteil der
Frauen am Haushaltseinkommen im oberen Einkommenssegment um drei Prozentpunkte
sogar verringert, während die Frauen aus dem unteren und mittleren Segment einen
schwachen Zuwachs zwischen zwei und drei Prozentpunkten erreichten.

Analysen aus Modellrechnungen weisen darauf hin, dass besonderes
Teilzeitbeschäftigung der Frauen sowie das Vorhandensein von Kindern (in
Westdeutschland stärker als in Ostdeutschland), atypische und befristete
Beschäftigung des Partners Einflussfaktoren für den Haushaltsbeitrag der Frauen
sind. Und der eigene Bildungsabschluss hat einen größeren Einfluss auf den
Haushaltsbeitrag von Frauen mit Partnern aus dem unteren Einkommenssegment als
mit Partnern aus dem oberen Einkommenssegment.

Insgesamt zeigt die Studie eine persistierende ökonomische Ungleichheit in
doppelverdienenden Paarhaushalten, die robust gegen politischen und
institutionellen Wandel zu sein scheint.

Die Studie von Martina Dieckhoff (Europa-Universität Flensburg), Vanessa Gash
(City University of London), Antje Mertens (Hochschule für Wirtschaft und Recht
Berlin, HWR) und Laura Romeu Gordo (Deutsches Zentrum für Altersfragen, DZA) ist
wie folgt erschienen:

Dieckhoff, M., Gash, V., Mertens, A., & Romeu Gordo, L. (2020). Partnered
women–s contribution to household labour income: Persistent inequalities among
couples and their determinants. Social Science Research, Vol. 85
(https://doi.org/10.1016/j.ssresearch.2019.102348).

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Sylvia Nagel
Deutsches Zentrum für Altersfragen
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