Der Tagesspiegel: Der Tagesspiegel Berlin meint zur politischen Krise in Brandenburg

Der Schaden, den Rupprecht und Speer angerichtet
haben, wird bei den Menschen in Brandenburg nachwirken, mehr, als es
die Anklage der Opposition selbst vermag. Da wird die dunkle Seite
einer Sozialdemokratie spürbar, deren Funktionären nach 20 Jahren an
der Macht die eigenen Maßstäbe wegrutschen, und mit ihnen der
Anstand. Unternehmer können in Potsdam erzählen, wie weit sachte
Einflussnahme und Parteipolitik reichen. Und Konflikte wie bei den
Seegrundstücken am Griebnitzsee sind auch die Folge einer
sozialdemokratisierten Stadtverwaltung, in der bürokratische
Schlamperei und herrische Willkür eine üble Mischung eingehen.
Vertrauen in die Führung aber ist unabdingbar in einem Land, dass vor
einem radikalen Umbau steht. Brandenburg wird in absehbarer Zeit ein
Zehntel seiner Bewohner verlieren und muss von den Landkreisen bis
zur Polizei seine Verwaltung komplett umbauen. Zugleich sind
schmerzhafte Sparanstrengungen zum Schuldenabbau unabdingbar. In
einer solchen Situation braucht es Führung, die mehr ist als eine
präsidiale Lichtgestalt. Platzeck und seine SPD haben keinen Fehler
mehr frei. Er muss jetzt führen. Dafür ist er gewählt worden.

Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-29021 14013
E-Mail: cvd@tagesspiegel.de
Â