Der Tagesspiegel: Der Tagesspiegel Berlin meint zur Rede an die Nation von Barack Obama:

Im Wahljahr 2010 hatten die Republikaner Barack
Obama erfolgreich als „Sozialisten“ porträtiert, der zu viele
Aufgaben dem Staat übertrage, statt sie der Privatwirtschaft und der
Eigenverantwortung der Bürger zu überlassen, und der den
Staatsapparat aufblähe. Doch die Machtkonstellation hat sich
fundamental geändert. Vor der Kongresswahl verfing der Vorwurf, Obama
gehe zu wenig auf die Republikaner ein und mache mit der
demokratischen Mehrheit „linke Politik“. Nun rückt er in die
Position, in der Amerikaner ihren Präsidenten am liebsten sehen: über
den Lagern. Das spaltet die Republikaner, das war nach Obamas Rede
unübersehbar. Als Nein-Sager dazustehen, ist keine Erfolgsstrategie
auf Dauer, jedenfalls nicht in den USA. Das wissen die meisten
Konservativen und suchen nach einem Ausweg. Besonders schwer ist das
jedoch für die Vertreter der Tea Party. Ihre Wahlparolen werden nun
als realitätsfern entzaubert. Egal, ob sie störrisch bleiben oder
einknicken – aufs Erste nützt das in beiden Fällen Obama. In drei
Monaten kann freilich alles schon wieder anders sein. Amerika
reagiert auf die anhaltende Krise mit immer hektischeren
Stimmungswenden.

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