Es gibt praktisch keine Persönlichkeiten im Land,
die in der Schicksalsstunde zwischen den alten Autokraten und der
rebellischen Jugend vermitteln könnten. Der Großscheich von Al-Azhar
gilt als Büttel des Regimes. Mohamed el Baradei war sein halbes Leben
lang nicht vor Ort. Populäre Geschäftsleute ohne mafiose
Verflechtungen fehlen. Ägypten hat keinen Nelson Mandela und keinen
Vaclav Havel. In Europa moderierten runde Tische den Übergang in ein
demokratisches Zeitalter. In Ägypten scheitert ein solches
Konsensprojekt wahrscheinlich schon am Einvernehmen über den Ort
eines Treffens. Die jahrelang kujonierten Oppositionsparteien sind
ein chaotischer Haufen, den momentan nicht viel mehr
zusammenschmiedet als der Ruf nach Mubaraks Rücktritt. Und die gut
organisierte Muslimbruderschaft hält sich nach wie vor betont im
Hintergrund, weil sie dieses Land mit seinen vertrackten Problemen
nicht übernehmen kann und nicht übernehmen will.
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