Berlin – Der Rücktritt von Verteidigungsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sei „überfällig“ gewesen, sagte
Michael Wolffsohn, Professor für Neuere Geschichte an der
Bundeswehruniversität München, dem Berliner „Tagesspiegel“
(Mittwochsausgabe). „Ein Ministerium, das Soldaten in den Krieg
schickt, muss eine überzeugende ethische Grundlage haben, angefangen
beim Spitzenpersonal.“ Nach dem Bekanntwerden von Guttenbergs
Plagiats-Affäre habe jedoch eine „ethische Lücke“ geklafft.
Im Umgang mit Guttenberg habe sich nicht nur „der
Wissenschaftsbetrieb disqualifiziert“, sagte Wolffsohn. „Beschädigt
ist auch die gelebte Glaubwürdigkeit von Bürgerlichkeit in den
Unionsparteien“, sagte Wolffsohn. Bürgerliche Tugenden wie Anstand
und Ehrlichkeit müssten vorgelebt werden. Er sei dankbar, dass dies
wenigstens einige CDU-Politiker wie Norbert Lammert, Annette Schavan
und Kurt Biedenkopf klar thematisiert hätten.
An den Universitäten müsse nun „dringend ein Selbstklärungsprozess
stattfinden“, forderte Wolffsohn. „Bei der Verleihung von Doktor-,
Ehrendoktor- und Honorarprofessorwürden darf es nicht wie beim
Brezelbacken zugehen.“ Guttenberg sei ja „nicht der erste und mit
Sicherheit auch nicht der letzte Prominente gewesen, dem akademische
Titel nachgeworfen werden“. Hier müssten sich, unabhängig von der
Causa Guttenberg, „viele Universitäten an die Nase fassen“. Auch an
der Bundeswehr-Universität in München habe es entsprechende Ansinnen
von Politikern und anderen Prominenten gegeben, diese seien aber auch
von ihm selbst „konsequent abgewiesen“ worden.
Die Bundeswehr sieht Wolffsohn nicht beschädigt. „Die kann ja
nichts für die Minister, die ihr vorgesetzt werden“, sagte Wolffsohn.
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