Der Versuch ist gescheitert / Kommentar von Gilbert Schomaker zum Berlkönig

Wer abends in Kreuz-Kölln unterwegs ist, kennt sie: die schwarzen
Großraumwagen, beklebt mit dem Schriftzug Berlkönig, aus dem häufig junge
Menschen aussteigen. Das Angebot der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in
Zusammenarbeit mit einem privaten Unternehmen ist in den Partygegenden von
Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln sehr beliebt. Ist das Großraummobil doch
deutlich billiger als ein reguläres Taxi und bequem per App bestellbar. Aber bei
aller Beliebtheit: Es ist Zeit, sich beim Berlkönig ehrlich zu machen.

Eigentlich sollte der Berlkönig eine zusätzliche Mobilitätsmöglichkeit sein, um
auf den privaten Pkw zu verzichten. Aber durch sein eingeschränktes Gebiet in
der Innenstadt, wo es in vielen Fällen gute Anbindungen durch S- und U-Bahnen
sowie Busse schon gibt, ist er im Wesentlichen ein billigeres Taxi. Der
Klimaschutzeffekt ist eher gering. Der Verzerrungseffekt im Wettbewerb zu den
Taxifahrern ist aber enorm.

Viel besser wäre es, den Berlkönig in den Außenbereichen der Großstadt Berlin
einzusetzen. Dort, wo viele Menschen auf ein Auto angewiesen sind, weil das
Busangebot der BVG nicht ausreicht. Das fordern auch Verkehrspolitiker der
rot-rot-grünen Koalition schon seit Längerem.

Doch den Berlkönig in den Außenbezirken einzusetzen, wo es weniger und längere
Fahrten gibt, kostet Geld. Nach Schätzungen der BVG sind das mehr als 40
Millionen Euro pro Jahr. Nun muss sich die Koalition entscheiden: Soll die BVG
ein Sammeltaxi-Angebot für die Menschen in Kladow, Falkenberg und Schmöckwitz
machen, damit diese Berliner eben auch eine echte Alternative zum Auto haben?
Oder soll das landeseigene Unternehmen sein Busangebot verbessern? Auch das wird
Geld kosten. Was Berlin nicht braucht, ist ein Berlkönig für die Innenstadt.

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