Deutschland ist DSL-Entwicklungsland – Glasfaser auf dem Vormarsch

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Im Vergleich zu anderen Industrieländern ist Deutschland in Hinblick auf das Internet rückständig. Schon vor vielen Jahren wurde Deutschland diesbezüglich mit Entwicklungsländern verglichen. Bis heute kann von einer flächendeckenden Versorgung mit Breitband-Internetzugängen nicht die Rede sein. Noch immer ist das DSL-Netz mehr als lückenhaft und viele Regionen können nicht vom schnelleren Netz profitieren. Bis Ende 2014 soll ein Großteil der deutschen Haushalte mit Breitbandanschluss mit 50 Mbit/s ausgestattet werden. Eine flächendeckende Versorgung wurde auf Ende 2018 datiert. Ob dieses Ziel tatsächlich erreicht wird, ist bisher unklar. Denn die Provider sind noch immer mit der Umsetzung beschäftigt. Die Glasfasertechnik soll das Kupfer in der letzten Meile künftig ablösen und den Weg für das Internet der Zukunft bereiten. Doch welche Vorhaben sind realistisch und was bleibt Wunschdenken?

Lückenhafte Breitbandversorgung und ambitionierte Ziele

Die Breitbandversorgung in Deutschland ist nach wie vor für viele Privathaushalte und Unternehmen unzureichend. Auch wenn die Verfügbarkeit in Ballungsräumen nahezu flächendeckend ist, müssen viele Haushalte und Unternehmen in ländlichen Gegenden noch immer auf DSL verzichten. Unter anderem liegt die unvollständige Versorgung an den unzureichenden Leitungslängen und an den hohen Kosten für den Ausbau von Kabelverzweigern. Gerade in dünn besiedelten Regionen sind noch immer viele Kabelverzweiger nicht erschlossen, weil die Nachrüstung mit aufwändiger DSLAM-Technik zu teuer ist. Hinzu kommt, dass in den 90er-Jahren vielerorts Glasfaserleitungen verlegt wurden, die nach heutigem Technikstand nur mit erhöhtem Mehraufwand für DSL genutzt werden können.

Obwohl die Bundesnetzagentur in einem Tätigkeitsbericht zu durchaus positiven Ergebnissen kommt, sieht die Realität bei genauerem Betrachten weniger vorteilhaft aus. Laut des Tätigkeitsberichts im Bereich Telekommunikation und Post 2012/2013 können die Fortschritte bei der Breitbandversorgung in Deutschland als gut bewertet werden. Die Anzahl der Breitbandanschlüsse sollen bis Ende 2013 auf 28,6 Millionen gestiegen sein. Dies haben Schätzungen ergeben. Bezogen auf die Einwohnerzahl soll die Versorgungsrate damit bei mehr als 34 Prozent liegen, so die Berechnungen der Bundesnetzagentur. Im Vergleich zu den EU-Staaten würde Deutschland damit über dem Schnitt liegen. Doch der Anschein trügt. Da bereits Daten-Übertragungsraten von 2 Mbit/s als Breitbandanschluss gelten, relativieren sich die positiven Ergebnisse des Berichts schnell. Denn die genannte Daten-Übertragungsrate wird den modernen Ansprüchen längst nicht mehr gerecht. Sollen die hochgesteckten Ziele der Bundesregierung für 2014 und 2018 erreicht werden, haben die Provider noch viel Arbeit vor sich. Schließlich verfügten 2012 noch über 44 Prozent der Anschlüsse über eine Datenrate von 2 bis 10 Mbit/s. Die Diskrepanz zu den angestrebten 50 Mbit/s ist daher noch groß.

Wenngleich eine Steigerung auf 50 Mbit/s absehbar ist, wurde durch die Zahlen der Bundesnetzagentur deutlich, dass bisher gerade einmal rund 27 Prozent der Anschlüsse zwischen 30 Mbit/s und 100 Mbit/s liegen. Um Internetzugänge zu realisieren, nutzen die Deutsche Telekom und alternative Anbieter bis heute vermehrt das DSL-Verfahren – Besonders aufgrund der guten Telefonleitungen, die im europäischen Vergleich oft besser abschneiden. Die Kabelnetze stellen zu den klassischen Telekommunikationsnetzbetreibern einen starken Konkurrenten dar. In Regionen mit gut ausgebauten Kabelnetzen werden sie zur Ausweitung der Breitbandversorgung genutzt. Allerdings haben Kabelnetzbetreiber in den vergangen Jahren kaum in die räumliche Erweiterung investiert. Daher ist zu erwarten, dass insbesondere alternative Anbieter und die Deutsche Telekom neue Regionen erschließen werden.

Kabelnetzbetreiber konzentrieren sich hauptsächlich auf Privatkunden. Das hat den Nachteil, dass auf schnelle Breitbandanschlüsse angewiesene Geschäftskunden vernachlässigt werden, die für die Wirtschaft bedeutsam sind. Gelingt es kleinen und mittleren Städten nicht durch entsprechende Internetanschlüsse ihre wirtschaftliche Attraktivität zu steigern, sind viele Unternehmen gezwungen ihren Standort zu wechseln.

Glasfasernetz – Zukunft oder Wunschdenken

Die sogenannte „Fiber to the Home“ (FTTH) beziehungsweise „Fiber to the Basement“ (FTTB)-Technik steht momentan lediglich 0,4 Prozent der Haushalte in Deutschland zur Verfügung. Andere Länder können eine erheblich höhere Versorgung vorweisen, wie beispielsweise Norwegen mit 54 Prozent. Allerdings liegt diese hohe Differenz neben dem Ausbau auch an der zögerlichen Annahme des Angebots in der Bevölkerung. Kritisch sind Internetnutzer aufgrund zu langer Vertragslaufzeiten. Aber auch schlechtes Marketing trägt zur schleppenden Nutzung bei. Während Daten bei DSL-Verbindungen über elektrische Impulse mit Kupfer-Kabeln übertragen werden, sorgen bei Glasfaser-Leitungen Lichtsignale für die Datenübermittlung. Diese neue Form des Internets ermöglicht deutlich schnellere Übertragungsraten und macht die Übertragung gegenüber magnetischen und elektrischen Störungen robuster. Der Geschwindigkeitsunterschied zwischen DSL und Glasfaser ist markant: Die DSL-Geschwindigkeit liegt zwischen 10 und 70 Mbit/s, bei Glasfaser-Internet bei mehr als 150 Mbit/s.

Unternehmen wie Unitymedia beispielsweise gehen noch weiter. Sie tragen nachhaltig zum Ausbau des Glasfasernetzes bei und präsentieren bedarfsgerecht wählbare und symmetrische Bandbreiten mit bis zu 10 Gbit/s zur gewerblichen Nutzung. Mit separaten Business Angeboten wie dem Company Fibre profitieren Betriebe von leistungsstarken Glasfaseranbindungen individuell für den eigenen Standort, ohne vom Traffic anderer Unternehmen tangiert zu werden. In Hessen und Nordrhein-Westfalen ist das Unternehmen derzeit mit dem Glasfaser-Ausbau für Privatkunden beschäftigt. Fiber Power wird bereits in zahlreichen Regionen mit Download-Geschwindigkeiten von bis zu 150 Mbit/s angeboten.

Haushalte, die auf FTTH oder FTTB umsteigen möchten, müssen sich zuvor über die Verfügbarkeit informieren. Diese ist noch stark eingeschränkt und konzentriert sich bisher hauptsächlich auf Großstädte wie Frankfurt am Main, Köln, Essen und Düsseldorf.