DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges
Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz

09.07.2012 / 10:00

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–DAI soll primär gesuchter Gesprächspartner der Politik in
Kapitalmarktfragen werden–

Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz

Im September wird Christine Bortenlänger nach zwölf Jahren als Vorstand der
Bayerische Börse AG geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim Deutschen
Aktieninstitut (DAI). Sie tritt damit die Nachfolge Rüdiger von Rosens an,
der die Geschicke des DAI siebzehn Jahre geleitet hat. Im Interview mit dem
Finanzplatz spricht sieüber ihre Erwartungen und Pläne, die sie mit dieser
neuen Aufgabe verbindet.

Interview mit Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführendes
Vorstandsmitglied des DAI ab dem 1. September 2012

Frau Bortenlänger, im September werden Sie die Leitung des Deutschen
Aktieninstitutsübernehmen. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Bereits in Ausbildung, Studium und Promotion galt mein besonderes Interesse
dem Kapitalmarkt. Sofort faszinierte mich dessen Dynamik und scheinbar
perfekte Organisation. Per Zuruf und –mit dem gesprochenen Wort– wechselten
an der Börse in Sekunden fünf- bis siebenstellige Summen den Eigentümer.
Nur sehr selten galt es im Nachhinein Missverständnisse auszuräumen. In den
vergangenen zehn bis 15 Jahren haben sich Börse und Kapitalmarkt massiv
verändert. Die technologischen Möglichkeiten führten zu vollständig
veränderten Handelsprozessen, die Globalisierung ermöglichte und erforderte
zugleich neue Kapitalmarktinstrumente. Finanzdienstleister und Industrie
profitieren bis heute ganzüberwiegend von diesen Entwicklungen.
Selbstverständlich gilt es aber auch zu erwähnen, dass Schwachpunkte dieser
Innovationen in der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich wurden. Denn wie
bedeutend – aber auch wie empfindlich – das Funktionieren des
Zusammenspiels von Finanz- und Realwirtschaft ist, lehrte uns spätestens
die Zeit nach dem Zusammenbruch von Lehman.
Vor dem Hintergrund der bis heute andauernden und nicht abgeschlossenenÜberlegungen, wie eine solche Krise zukünftig verhindert werden kann und
die Mitverursacher an den Kosten beteiligt werden können, erleben wir
derzeit ein starkes Bedürfnis der Politik und derÖffentlichkeit, die
Märkte zu regulieren. Meines Erachtens mit der immensen Gefahr, die
Wechselwirkungen der zahlreichen Maßnahmen zu wenig im Auge zu haben.
Die Industrie hat jedoch ein berechtigtes Interesse an einem starken
Partner auf Seiten des Kapitalmarktes und an maßgeschneiderten Produkten.
Die Politik wäre deshalb gefordert, im Sinne einer –better regulation– den
Finanzmärkten einen Rahmen zu geben, innerhalb dessen sie ihrer Funktion
stabil und im Sinne der Volkswirtschaft nachkommen.
Gerade in diesen Zeiten kommt einem vertrauensvollen Dialog zwischen
Realwirtschaft, Finanzwirtschaft und Politik eine herausragende Bedeutung
zu. In den kommenden Jahren werden wichtige Weichen gestellt, ist Vertrauen
unbedingt wieder herzustellen. Ein persönliches Engagement bei einem
starken Verband wie dem Deutschen Aktieninstitut reizt mich gerade jetzt
mit meiner Berufserfahrung und den Kompetenzen, die ich einbringen kann.

Wieso brauchen wir in Deutschlandüberhaupt ein Deutsches Aktieninstitut?

Die Antwort scheint mir einfach. Das DAI ist die einzige
Interessenvertretung der Industrie UND der Finanzwirtschaft in
Kapitalmarktfragen, eine Institution, die sich inhaltlich breit und sehr
fundiert mit der Bedeutung des Kapitalmarktes für die Volkswirtschaft und
seinen Umfeldbedingungen auseinandersetzt. Gleichzeitig wirbt das DAI aktiv
vor allem mittels fundierter Information für die Instrumente des
Kapitalmarktes, vor allem für die Aktie. Das alles halte ich für
unverzichtbar.

Welche Themenschwerpunkte wollen Sie bei Ihrer zukünftigen Arbeit setzen?

Die Frage schlechthin ist, wie wir es schaffen, dass alle Beteiligten
wieder Vertrauen in die Finanzmärkte setzen. Daran knüpft sich eine ganze
Reihe weiterer Fragen: Wie finden die Marktteilnehmer wieder Vertrauen
zueinander? Welche Regulierung ist zielführend, um die Finanzmärkte zu
stabilisieren, aber nicht zu strangulieren? Wie entwickelt sich die
Unternehmensfinanzierung vor dem Hintergrund von Basel III und Solvency II?
Wie können gerade auch mittelständische Unternehmen an die Kapitalmärkte
herangeführt werden? Wie kann Corporate Governance so ausgestaltet werden,
dass sie den berechtigten Interessen der Aktionäre genügt, ohne die
Gestaltungsspielräume der Unternehmen völlig einzuengen? Diese und viele
andere Fragen werden uns in den nächsten Jahren beschäftigen. Hier gilt es,
die Beteiligten ausgewogen zu Wort kommen zu lassen und bei der
Lösungsfindung zu moderieren. Die Themenschwerpunkte ergeben sich auch
abhängig davon, welche Schwerpunkte Brüssel im Bereich der
Kapitalmarktregulierung setzt und wie stark unsere Mitglieder davon
betroffen sein werden.

Das Deutsche Aktieninstitut setzt sich sowohl für die Aktie und mehr
Aktienakzeptanz als auch für bessere Rahmenbedingungen für
kapitalmarktorientierte Unternehmen ein. Sehen Sie in dieser doppelten
Zielsetzung einen Widerspruch? Wie kann das Deutsche Aktieninstitut beide
Zielsetzungen unter einen Hut bringen?

Nein, darin sehe ichüberhaupt keinen Widerspruch, ganz im Gegenteil.
Zunächst, der Primärmarkt und der Sekundärmarkt bedingen einander. Ohne
eine entwickelte Aktienkultur haben es Unternehmen sehr viel schwerer,
Kapital an den Märkten zu beschaffen, sei es in Form von Börsengängen,
Kapitalerhöhungen oder als Fremdkapitalüber Bonds. Doch das ist einfach
nicht alles. Unternehmen benötigen neben der Aktie eine Menge anderer
Produkte, die der Kapitalmarkt zu bieten hat. Stehen diese zur Verfügung,
wirkt sich das schlussendlich auch auf die Performance des Unternehmens und
den Aktienkurs aus. Womit wir wieder bei der Akzeptanz der Aktie sowohl
beim Kapitalgeber als auch beim Kapitalnehmer wären. Aber auch bei der
Politik und ihrem Verständnis für den Kapitalmarkt und seine zahlreichen
Produkte. Hier setze ich eindeutig auf den Dialog zwischen Unternehmen,
Finanzwirtschaft und Politik in allseitigem Interesse.

Frau Bortenlänger, wo wird das Deutsche Aktieninstitut unter Ihrer Leitung
in fünf Jahren stehen?

Das ist eine interessante Frage, auf jeden Fall kann ich auf der sehr guten
Arbeit der vergangenen Jahre undäußerst kompetenten Mitarbeitern
hervorragend aufbauen. Das Besondere ist ja, dass es sich beim DAI nicht um
einen Branchenverband handelt. Mein Ziel ist es, aus einem insofern
durchaus gegebenen Interessenkonflikt der Mitglieder eine Stärke zu machen.
Ich stelle mir das DAI in fünf Jahren als den primär gesuchten
Gesprächspartner der Politik in Kapitalmarktfragen vor, da das DAI im
Vorfeld seiner Stellungnahmen die Interessen seiner Mitglieder ausgewogen
zu berücksichtigen und insofern eine besondere Kompetenz hat. Aus der
Meinungsvielfalt der Mitglieder, aus dem vertrauensvollen Austausch
untereinander sollten qualifizierte Vorschläge zu entwickeln sein, die in
Berlin und Brüssel Gehör finden. Die Aktie bleibt ein zentrales Thema –
dennoch sollte die relevanteÖffentlichkeit unbedingt wahrnehmen, dass beim
DAI eine sehr viel breitere Themenpalette im Fokus steht.

Ende der Corporate News

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