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Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz-Interview: Dr. Heinz-Jürgen
Bertram,Vorstandsvorsitzender, Symrise AG
03.05.2011 / 10:00
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Dr. Heinz-Jürgen Bertram, Vorstandsvorsitzender (CEO), Symrise AG
–Essen und Trinken soll heute mehr leisten als ,nur– satt machen–
Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz
Symrise ist global der viertgrößte Anbieter von Duft- und
Geschmacksstoffen. Der Vorstandsvorsitzende des Holzmindener Unternehmens,
Heinz-Jürgen Bertram, spricht in einem Interview mit dem Finanzplatzüber
die geschmacklichen Ansprüche der Verbraucher an Lebensmittel von heute,
die Bedeutung von Frauenförderung im Unternehmen und warum trotz
zunehmender Regulierung der Börsengang ein richtiger Schritt ist.
Interview
Herr Bertram, wieso braucht manüberhaupt den Zusatz von Geschmacksstoffen
bei Nahrungsmitteln? Sollte sich der Geschmack nicht aus den
Nahrungsmitteln und Gewürzen selbst ergeben?
Unsere Lebensbedingungen und Essgewohnheiten haben sichüber die Jahre sehr
verändert. Für das tägliche Kochen bleibt daher immer weniger Zeit, so dass
die meisten Haushalte Lebensmittel nicht mehr selbst herstellen, sondern
kaufen. Hinzu kommt, dass sich Lebensmittel nach Möglichkeit mehrere Wochen
halten sollen – bei gleich gutem Geschmack versteht sich. Speisen, die
industriell gefertigt werden, unterscheiden sich im Aroma von denen, die am
heimischen Herd gekocht werden. Auch erntebedingt kann es
Geschmacksunterschiede geben. Mit Aromen können Lebensmittelhersteller
sowohl Geschmacksverluste ausgleichen als auch gleich bleibende Standards
sicherstellen. Denn Verbraucher kaufen ihren Joghurt eben, weil er genau so
schmeckt, wie er schmeckt – und zwar bei jedem Griff ins Regal. Hinzu
kommt, Essen und Trinken soll heute mehr leisten, als –nur– satt zu machen
und Durst zu löschen. Es soll das persönliche Wohlbefinden fördern.
Symrise hat eine Studie zum Thema –Natürlichkeit– durchführen lassen. Dabei
wurde untersucht, ob es in Deutschland, Frankreich und Großbritannien
unterschiedliche Wahrnehmungen in Bezug auf den Begriff der Natürlichkeit
gibt. Gibt es diese Unterschiede, und wie wird sich das Thema in Zukunft in
Ihrem Geschäftsfeld auswirken?
Diese Unterschiede gibt es. Um diese genauer zu verstehen, haben wir uns
drei Teilbereiche angesehen und gefragt: Was versteht der Verbraucher
grundsätzlich unter Natürlichkeit? Wieäußert sich er sich zu gesunder
Ernährung und für welche Produktsegmente spielt Natürlichkeit eine Rolle?
Wir haben herausgefunden, dass Konsumenten die Herkunft, die Marke,
Verpackung, Preis und Aussehen von Lebensmitteln in Bezug auf Natürlichkeit
unterschiedlich wahrnehmen. In Deutschland verlässt man sich beispielsweise
gern auf Testresultate und Zertifizierungen wie Bio-Label in Bezug auf
Natürlichkeit. Der Verbraucher vertraut einer als objektiv wahrgenommenen
Instanz mehr als einer Zutatenliste. In anderen Ländern, wie Frankreich
oder Großbritannien, achtet man dagegen eher auf die Zutatenliste. Genau
diese Erkenntnisse fließen natürlich ein, wenn wir Kunden beraten. Wir
bieten – ausgerichtet an den Verbrauchervorlieben – für jeden Kunden, jede
Region und jedes Land maßgeschneiderte Produkte. Eines gilt jedochüberall:
Der Wunsch nach natürlichen und authentischen Produkten nimmt stark zu.
Symrise hat die Aromenplattform –taste for life– aufgebaut, die den Kunden
helfen soll, ihre Marken und Produkte auf Verbrauchervorlieben
auszurichten. Wie funktioniert eine solche Plattform?
Mit –taste for life– bieten wir der Lebensmittelindustrie ein Instrument,
mit dem sie für diese Wünsche schneller und bedarfsgerecht neue Produkte
entwickeln kann. Für uns teilen sich die Ernährungswünsche der Konsumenten
in fünf Hauptfelder: aktiver Lebensstil, kalorienbewusste Ernährung,
natürliche Produkte, Genuss und außergewöhnliche Geschmackserlebnisse.
Diese Felder können sich auch ergänzen undüberlagern. Mit diesem Ansatz
zeigen wir unseren Kunden, in welche Kategorien und zu welchen
Konsumententrends ihre Produkte passen und wo sie ihr Portfolio sinnvoll
ergänzen.
Im Dezember letzten Jahres hat sich Symrise erfolgreich refinanziert. Neben
der Diversifizierung der Finanzierungsquellen soll damit auch das weitere
Wachstum finanziert werden. Welche Bereiche sollen durch neue Akquisitionen
verstärkt werden? Welcher Geschäftsbereich wird sich 2011 voraussichtlich
am besten entwickeln?
Wie schon in der Vergangenheit gilt auch heute und in Zukunft: Wir wollen
sowohl organisch als auch anorganisch wachsen. So investieren wir zum
Beispiel gerade in die Verdoppelung unserer weltweiten Mentholkapazitäten.
Zugleich ziehen wir Akquisitionen in Betracht, wenn sie unser Geschäft
sinnvoll ergänzen und Wert schaffen, so zum Beispiel 2010 dieÜbernahme von
Futura Labs im Nahen Osten. Derzeit haben wir unsere Position in schnell
wachsenden Märkten weiter gestärkt. Im Geschäftsjahr 2011 erwarten wir
besonders dynamisches Wachstum aus unseren Aktivitäten mit Großkunden, dem
Geschäft in Schwellenländern und aus unseren beiden jungen Geschäftsfeldern
Consumer Health und kosmetische Wirkstoffe, die die Megatrends gesunder
Ernährung und bewusster Lebensweise bedienen.
Herr Bertram, Symrise hat vier männliche Vorstandsmitglieder, die
altersmäßig zwischen 41 und 52 Jahren liegen. Haben Sie schonüberlegt, wer
von Ihnen gehen muss, wenn eine Frauenquote von 30% für Führungspositionen
kommt? Wie stark sind Frauen bei Symrise im Management vertreten? Strebt
Symrise einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen an?
Diversity steht bei uns sehr weit oben auf der Agenda – und zwar in allen
Unternehmensbereichen. Dazu zählt auch die Förderung von Frauen in
Führungspositionen. Symrise beschäftigt im Mittleren Management etwa 15%
Frauen – Tendenz stark steigend. Was den Vorstand anbelangt: Dieser wird
von unserem Aufsichtsrat ernannt, und sicherlich gilt hier wie in jedem
Unternehmen: Die passende Kandidatin bzw. der passende Kandidat sollte die
Position in jedem Fall unabhängig von Geschlecht oder Alter erhalten. Denn
was im Vordergrund stehen sollte, ist die Qualifikation.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Gründe, warum es bis heute so
wenige Frauen in die Führungsetagen deutscher Unternehmen geschafft haben?
Aus meiner Sicht spielt der Spagat zwischen Familie und Beruf weiterhin
eine wichtige Rolle. Mehrheitlich tragen immer noch die Frauen diese
Doppelbelastung. Nach der Geburt des Kindes pausiert meistens die Frau und
damit auch ihre Karriere. Diese Lücke in der beruflichen Entwicklung muss
geschlossen werden. Bei Symrise fördern wir gezielt die Vereinbarkeit von
Kind und Beruf: Wir unterstützen zum Beispiel mit Betreuungsplätzen inörtlichen Kindertagesstätten und bieten sehr flexible Arbeitszeitmodelle.
Frauenquote, Vorstandsvergütung, Karenzzeit für den Wechsel in den
Aufsichtsrat – börsennotierte Unternehmen sehen sich einer immer strikteren
Regulierung gegenüber. Symrise ist seit 2006 börsennotiert. Warum sollten
Unternehmen auch heute den Börsengang wagen?
Wir sind 2006 an die Börse gegangen und haben seitdem kontinuierlich den
Unternehmenswert von Symrise gesteigert. Wir sind schnell in den MDAX
aufgestiegen und verfügenüber eine international breite Investorenbasis
und einen zunehmend höheren Bekanntheitsgrad. Unsere Börsennotierung und
die damit verbundene hohe Transparenz haben uns auch breitere, attraktive
Finanzierungsoptionen eröffnet. So konnten wir uns 2010 teilweiseüber den
Kapitalmarkt refinanzieren – indem wir zum Beispiel erfolgreich unsere
erste Anleihe begeben haben.
Ende der Corporate News
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03.05.2011 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,übermittelt durch die DGAP – ein Unternehmen der EquityStory AG.
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