Digital ist besser
Früher war das ja so: Man nahm die Bestellung mit dem Notizblock auf und Reservierungen wurden in ein dickes Buch eingetragen. Bei Friseuren ist das ja immer noch so. Warum, weiß man auch nicht so genau – vielleicht aus nostalgischen Gründen. Doch zurück zu den Gastronomen. Hier regierte bis vor wenigen Jahren das Papier. Rechnungen, Bestellungen und selbst die Einsatzplanung wurden auf Papier geschrieben, notiert und erstellt. Dass sowas im Jahr 2018 nicht mehr zeitgemäß ist, haben zuerst die progressiven Restaurants in den teuren Szenevierteln erkannt. Später kamen die großen Restaurants dazu und im Jahr 2018 nutzen auch kleinere Restaurants die digitalen Vorzüge – wie zum Beispiel die Schichten der Thekenkräfte sowie Köche digital zu planen. Das spart Zeit und verhindert Diskussionen über falsche Personaleinsatzpläne. Tim Renner – ehemaliger Deutschlandchef von Universal und Gründer des Labels Motor Music fasste die Vorzüge der Digitalität treffend zusammen: Digital ist besser. Gastronomen würden noch hinzufügen: Digital ist besser – und schneller. Denn neben der digitalen Personaleinsatzplanung können Reservierungen via App oder Website abgegeben werden. Bestellt wird mithilfe von Tablets und die Rechnung kann via Smartphone bezahlt werden. Datenschützer mögen in solchen Restaurants vielleicht nicht speisen, aber die Mehrheit der Gäste schätzt dieses digitale Angebot.
Was Gastronomen wissen sollten
Also alles super in der digitalen Welt der Nullen und Einsen? Mitnichten. Denn die digitale Welt hat durchaus Ihre Schattenseiten. Bei all der digitalen Freude über schnelle Arbeitsprozesse und dem papierlosen Restaurant ergeben sich für Gastronomen wie auch Arbeitnehmer neue Herausforderungen. Die Programme werden immer komplexer und vielfältiger. Statt Word und Excel müssen Berufstätige heute bis zu zehn Programme beherrschen. Viele überfordert das. Skeptiker dieser digitalen Transformation warnen bereits davor, dass uns irgendwann Algorithmen beherrschen und wir die Kontrolle über unser Arbeits- sowie Privatleben verlieren. Aber ist diese Sorge berechtigt? Festzuhalten bleibt, dass insbesondere im Marketing der Algorithmus immer mehr darüber entscheidet, ob und wie ein Produkt gesehen wird. Sei es im Newsfeed auf Facebook oder in den Suchergebnissen auf Google. Und auch ein anderes Problem könnte uns irgendwann Sorge bereiten: Die Datenhoheit. Heutzutage werden all die Daten, die die Gastronomen erstellen in der Cloud oder auf dem Server des Anbieters gespeichert. Sie liegen also nicht in unserer Hand. Das weckt Begehrlichkeiten – besonders bei Hackern. Denn die können mittels Schadsoftware die Server knacken und zum Beispiel die Kreditkartendaten der Gäste stehlen. Würde das öffentlich werden – das Restaurant wäre ruiniert. Viele Experten fordern daher schon lange ein neues Denken über die Verwendung von digitalen Programmen. Der Mensch müsse – so der einhellige Tenor – die digitale Technik nicht nur anwenden, sondern auch verstehen und sich durchaus kritisch damit auseinandersetzen. Bisher passiert das noch zu selten.
Gekocht wird immer noch analog
Bei der SED – der ehemaligen Partei in der DDR – heiß es immer: Den Sozialismus in seinem lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Heute könnte man sagen: Die digitale Transformation in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf. Dieser nicht ganz ernstgemeinte Spruch trifft aber zu. Die digitalen Umwälzungen lassen sich nicht mehr aufhalten. Denn wir sind mitten in einer Phase, in der alte Techniken sowie Arbeitsprozesse durch Algorithmen und der künstlichen Intelligenz abgelöst werden. Das mag für viele beängstigend klingen, doch egal, wie digital ein Restaurant auch in Zukunft sein mag: Gekocht wird immer noch analog.