„Die europäische Identität lebt aus Vielfalt und Freiheit.“/ Bedford-Strohm auf dem Treffen der europäischen Religionsvertreter in Brüssel

Auf Einladung des Ersten Vizepräsidenten der
EU-Kommission, Frans Timmermans kamen heute europäische geistliche
Würdenträger und hochrangige Vertreter der Europäischen Union in
Brüssel zum jährlichen Treffen der europäischen Religionsführer
zusammen. Timmermans ist in der Juncker-Kommission für den Dialog mit
den Kirchen- und Religionsvertretern zuständig. Das diesjährige
Treffen stand unter der Überschrift: „“Migration, Integration und
europäische Werte: Werte in Handeln umsetzen“.

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm forderte eine
vorausschauende und aktive Integrationspolitik in der EU, die den
Menschen Perspektiven eröffne. Gleichzeitig sei für gelingende
Integration neben dem Spracherwerb, Familiennachzug und der
Einbindung in den Arbeitsmarkt auch die Akzeptanz der europäischen
Werteordnung unerlässlich. Angesichts der anhaltenden Krise des
europäischen Zusammenhalts und des Erstarkens von Nationalismen
müssten sich aber auch die Europäer ihrer selbst vergewissern. „Auch
im Lichte der US-Präsidentschaftswahlen sollten wir Europäer keine
Scheu vor einer Debatte über unsere gemeinsame europäische Identität
haben, einer Identität, die aus Vielfalt,Freiheit und sozialer
Gerechtigkeit lebt.“, so der Ratsvorsitzende. „Der europäische
Gedanke umfasst auch das Versprechen, in Momenten der Krise
füreinander einzustehen.“ Er warb dafür, dass Kirchen und
Religionsgemeinschaften sich stärker als Teil dieses Europas
verstehen.. Bedford-Strohm begrüßte die Ankündigung von
Kommissionspräsident Juncker, die Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit in Europa mit Nachdruck voranzutreiben und
sprach sich dafür aus, möglichst vielen jungen Menschen zu
ermöglichen, Europaerfahrungen zu sammeln, etwa durch EU-Programme
wie „Erasmus+“.

Im Hinblick auf die Ängste in Teilen der Gesellschaft vor
Überfremdung, Identitätsverlust oder sozialem Abstieg betonte der
Ratsvorsitzende: „Wir verurteilen Hass und Hetze, aber wir
verurteilen nie den anderen Menschen. Wir weisen menschenfeindliche
Haltungen zurück. Aber wir legen Menschen nie auf sie fest.“ Man
müsse diese Ängste ansprechen und den Menschen nicht vorschnell
Etiketten anheften, die einen Dialog unmöglich machten. Er forderte
dazu auf, mehr miteinander als übereinander zu reden und mahnte, die
Demokratieförderung nicht allein der Politik zu überlassen. Zum
demokratischen Miteinander gehöre auch die Kunst, andere Meinungen
auszuhalten und miteinander zu streiten.

Hintergrund:

Um die Bedeutung des Dialogs mit den Kirchen und
Religionsgemeinschaften zu betonen, hat der Präsident der
Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, 2005 erstmals
hochrangige Vertreter der Religionen in Europa zu einem „High-level
meeting with religious leaders“ eingeladen. Seit Inkrafttreten des
Vertrags von Lissabon gehört der Dialog mit den Kirchen, Religions-
und Weltanschauungsgemeinschaften zum Vertragsrecht der EU.

Hannover/Brüssel, 29.11.2016

Pressestelle der EKD

Carsten Splitt/Katrin Hatzinger

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