Die konservative Partei „Neue Demokratie“ gewann die meisten Stimmen bei den Wahlen in Griechenland. Wahrscheinlich wird sie nun eine Koalitionsregierung bilden. Nach deren Amtsantritt dürften alsbald Vertreter der EU-„Troika“ in Athen eintreffen, um die Bedingungen des bereits vereinbarten Rettungspakets, bei dem Griechenland ohnehin schon hinterher hink, zu lockern.
Dem Land dürfte vor allem mehr Zeit eingeräumt werden, um seine Defizitziele zu erreichen. EU, Europäische Zentralbank (EZB) und IWF dürften aber auch auf mehr Maßnahmen drängen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen oder zumindest deren Schrumpfen zu verlangsamen.
Die Neuverhandlung des Pakets dürfte noch der einfachste Teil sein. Die Neuausrichtung der Wirtschaft ist dagegen eine Riesenaufgabe, berücksichtigt man die momentane Schwäche, die politische Instabilität des Landes sowie die diversen Sonderinteressen der griechischen Innenpolitik. Ein erneuter Zins- und Zahlungsverzug Griechenlands bleibt daher, wenn auch erst in ein paar Jahren, wahrscheinlich (dieses Mal wohl nicht gegenüber privaten Gläubigern sondern gegenüber staatlichen).
Griechenland wird daher die nächsten Monate weiter unter verschärfter Beobachtung stehen. Dennoch dürfte sich stärker ins Bild drängen, dass die Regierungen der übrigen Länder versuchen werden ihre Volkswirtschaften wieder auf Wachstumskurs zu bringen. So erwarten wir etwa, dass die EZB den Leitzins im Juli weiter senken wird. Zudem dürfte sie entweder erneut Staatsanleihen aufkaufen, um die Märkte zu stützen, oder weitere Liquiditätsspritzen verabreichen, sollten die spanischen und italienischen Staatsanleihen nicht aus der Gefahrenzone kommen. Auch die US-Notenbank Fed wird wahrscheinlich handeln und weitere Stimuli setzen. Selbst China könnte die Zinsen erneut senken und die Bank of England die Märkte zum wiederholten Mal mit Geld fluten.
Alle diese Hilfsmaßnahmen sollten Weltwirtschaft und Finanzmärkte vor dem Hintergrund moderaterer Lebensmittel- und Energiepreisen über die nächsten Monate stützen. Doch die Schuldenkrise der Eurozone dürfte sich noch deutlich länger hinziehen. Ein Ende ist nicht abzusehen. Mit der Wahl in Griechenland konnte Europa gerade einmal einem weiteren Treffer ausweichen, mehr aber auch nicht.
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