Die lange Nacht des Fazil Say

Fazil Say ist der Marathon-Mann. Während andere mit einem Solo-Konzert pro Abend und 60 Auftritten im Jahr vollkommen erfüllt sind, braucht Say mehr: Er spielt selten weniger als 100 Konzerte im Jahr, hat mindestens 25 verschiedene Klavierkonzerte im Repertoire und fünf bis sechs verschiedene Rezital-Programme. Und auf Konzertreisen flüchtet er der Einsamkeit durch nächtelanges Üben. Nicht selten spielt er darüber hinaus an einem Abend mehrere Klavierkonzerte, zuletzt einmal vier Konzerte an einem Abend! Musikmachen als schöpferische Pause.
Wenn der Artist in Residence nun zu seiner »Langen Nacht« einlädt, ist er nicht allein. Denn darauf freut sich Fazil Say am meisten: mit Freunden feiern, die keine ernsten Gesichter machen, wenn sie ihre Instrumente erklingen lassen. Künstler wie die Oriental Rock- und Popband Pinhâni aus Istanbul, die mit ihren Alben »?nand???n Masallar« und »Zaman Beklemez« in der Türkei die Charts stürmen. Oder das Anatolian Jazz Orchestra, das aus türkischen und deutschen Musikern besteht und alte anatolische Lieder in modernen Jazz-Arrangements spielt. Fazil Say selbst wird mit Burhan Öçal und Patricia Kopatchinskaja ein Jazz-Trio bilden; außerdem präsentiert er den Sänger und Saz-Virtuosen Arif Sa?.
Sie alle werden bis in die späte Nacht unüberhörbar feiern und das Konzerthaus – ganz unklassisch – »rocken«. Richtig zur Sache geht es ab 23.30 Uhr, wenn DJ H-khan seine Platten auspackt und den engen Musikclub ins Schwitzen bringt. Wer tanzt, braucht auch Abkühlung: In den Imbissfoyers darf gequatscht und getrunken werden; außerdem werden türkisches Fingerfood und kulinarische Überraschungen angeboten, zubereitet und präsentiert vom Cafe & Simit House »Simit Evi«. Es gibt gefüllte Pide, Po?aças und Kandil Simidi. »Die integrierte Gesellschaft, so könnte sie aussehen«, schrieb der Tagesspiegel kürzlich über einen Auftritt Fazil Says im Konzerthaus. Wir freuen uns auf Wiederholung!