Wer als Unternehmer oder Freiberufler im Mittelstand tätig ist, ist in den meisten Fällen für seine Versicherungen selbst verantwortlich. Das bedeutet ein hohes Maß an Freiheit, aber auch die Verantwortung, für die eigene Zukunft selbst vorzusorgen. Gerade beim Thema Rente erntet man von vielen Selbständigen meist hochgezogene Augenbrauen. Vorhandenes Kapital wird lieber ins Geschäft investiert oder für schlechte Auftragslagen zurückgelegt. Dabei ist Armut im Alter sehr real und die Möglichkeiten vorzusorgen sind vielfältig.
Drohende Altersarmut ist real
Im kürzlich veröffentlichten AXA-Report zum Thema Altersarmut und Altersvorsorge zeichnet sich ein erschreckendes Bild. 70 % aller Ruheständler sehen die aktuellen Bezüge als nicht ausreichend an, verglichen mit dem, was einmal eingezahlt wurde. Doch auch 61 % der Erwerbstätigen gaben an, die Höhe ihrer künftigen Rente mit großer Sorge zu betrachten – auch im Hinblick auf die Kosten für eine evtl. notwendige Pflege im Alter. Der Trend und Bedarf für eine Betreuung zu Hause bei immer älter werdenden Menschen, merken auch Dienstleister wie die Lebenhilfe24 GmbH:
„Der Demografische Wandel bringt mit sich, dass wir immer älter werden. Hierdurch steigt auch die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland. Bereits 2013 waren rund 2.6 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig, bis zum Jahr 2030 rechnet man mit etwa 3.5 Millionen pflegebedürftigen Menschen. 70% aller Pflegebedürftigen werden deutschlandweit zu Hause versorgt.“
Die meisten sehen dabei die Politik in der Pflicht, die allerdings aufgrund der verfassungsmäßigen Neuverschuldungsgrenze kaum eine signifikante Rentenerhöhung durchsetzen kann – auch, weil es sich auf andere Bereiche wie Bildung und Infrastruktur negativ auswirken würde. Was bleibt, sind die Alternativen namens private und betriebliche Altersvorsorge. Während letztere für Angestellte sicher sehr attraktiv ist und zudem von der Politik in Zukunft gefördert werden wird, ist das Thema Privatvorsorge ein heißes Eisen. Der Grund ist klar: Es kostet hier und heute zusätzliches Geld, direkt aus der Haushaltskasse.
Viele Selbständige und Freiberufler unterversichert
Vor allem Freiberufler und kleine Selbständige mit geringen oder stark schwankenden Umsätzen tun sich oft schwer, eine langfristige Zahlungsverpflichtung für so etwas Fernes wie das eigene Alter einzugehen. Bei manchen reicht das Einkommen gerade so für das Hier und Jetzt, bei anderen werden alle Überschüsse ins eigene Geschäft investiert. Doch das völlige Ausblenden der drohenden Armut im Alter ist der falsche Weg – vor allem für jene, die ihren Beruf in der Regel nicht bis ins hohe Alter ausüben können, etwa Handwerker und andere körperlich schwer Arbeitende. Vielmehr sollte eine monatliche Ausgabe für die Altersvorsorge fest in das Budget mit integriert werden, in etwa so wie die Kosten für die Krankenversicherung.
Auch Angestellte müssen privat Vermögen aufbauen
Wie der oben erwähnte AXA-Report zeigt, sind jedoch nicht allein die unterversicherten Selbständigen von Altersarmut bedroht, sondern ebenso die abhängig Beschäftigten, die ja eigentlich durch die staatlichen Renten abgesichert sein sollten. Doch besonders bei den Geringverdienern reicht das Lohnniveau schon lange nicht mehr aus, um aus den Beiträgen Renten zu erwirtschaften, die ein sorgenfreies Leben im Alter garantieren. Zudem krankt das Rentensystem als Umlageverfahren an der Schieflage der Alterspyramide. Einige sehr kritische Stimmen läuten bereits das Ende der Bismarckschen Idee ein. Viel realitätsnäher aber ist die obligatorische Zusatzversicherung durch betriebliche und private Vorsorgen – wenn nicht wie schon lange üblich durch Immobilienbesitz oder Risiko-Lebensversicherungen. Zwar könnte der Gesetzgeber die Bürger quasi dazu zwingen, viel sinnvoller wäre es aber, die Bürger würden sich von selbst darauf besinnen, dass ihr Leben im Alter nicht völlig Sache des Staates ist oder sein kann. Eine politische oder auch nur Stammtisch-Mehrheit für so eine Einstellung ist aber wohl kaum zu bekommen.
Die gesetzliche Rente und die Alternativen
Interessanterweise ist die gesetzliche Rentenversicherung auch für Selbständige oft die beste Lösung, wie die Stiftung Warentest unlängst herausfand. Verglichen mit der staatlich geförderten Rürup-Rente oder gänzlich privaten Modellen schnitt die gesetzliche Variante in vielen Modellfällen deutlich besser ab. Natürlich sollte jeder das für seinen konkreten Einzelfall prüfen, doch es zeigt auch, dass die privatwirtschaftlichen Produkte nicht zwingend immer zum Vorteil des Kunden sind. Allerdings sollte beachtet werden, dass die gesetzliche Rente ab einer gewissen Höhe ab 2040 komplett steuerpflichtig wird, während bei privaten Renten nur die Erträge versteuert werden. Ähnliche Pflichtbeiträge gibt es auch auf die anderen Sozialleistungen. Diese fallen bei den privaten Renten weg oder sind optional.