Die Zeitarbeit als Personalabteilung der deutschen Unternehmen / Gastbeitrag von BAP-Hauptgeschäftsführer Thomas Hetz

Hat das Jahr 2018 die Erwartungen erfüllt und was
wird das Jahr 2019 bringen? Thomas Hetz, Hauptgeschäftsführer des
Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP),
resümiert in seinem Gastbeitrag für das Branchenmagazin BD –
Blickpunkt Dienstleistung das aktuelle Jahr für die Zeitarbeit und
gibt einen Ausblick für 2019.

„Ein politisch nervöses, dafür aber wirtschaftlich stabiles Jahr
für Deutschland neigt sich seinem Ende zu. Für die Zeitarbeitsbranche
war es ein Jahr der Nagelprobe für die Neuregelungen des
Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG). Vor allem die
Höchstüberlassungsdauer, wonach derselbe Zeitarbeitnehmer
grundsätzlich nur noch für die Dauer von 18 Monaten an denselben
Kunden überlassen werden darf, wurde am 1. Oktober 2018 das erste Mal
wirksam. Dass diese Regelung bei den Unternehmen, aber auch den
Beschäftigten äußerst kritisch gesehen wird, war zu erwarten. Dies
haben wir im Vorfeld immer wieder aufgezeigt. Allerdings ist eine
erste, belastbare Bilanz der Auswirkungen der AÜG-Reform zum jetzigen
Zeitpunkt verfrüht. Angesichts des kurzen Erhebungszeitraums von
Oktober bis Dezember gibt es kaum aussagekräftiges oder valides
Datenmaterial. Trotzdem wird die Politik gefragt werden, wie sie mit
dieser durchweg negativen Bewertung umgehen wird.

Unbestritten hingegen ist, dass der fortschreitende Trend des
Fachkräfte- und Arbeitnehmermangels den deutschen Arbeitsmarkt mehr
als je zuvor herausfordern wird. Arbeitgeber müssen mittlerweile
aktiv um Kandidaten werben und stehen in einem harten Wettbewerb um
die besten Köpfe. Auch für Personaldienstleister wird es immer
schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Schon heute können in
bestimmten Regionen und Branchen offene Stellen nicht mit geeigneten
Arbeitskräften besetzt werden. Betroffen sind vor allem Industrie,
Handwerk, Logistik sowie Pflege und Medizin. Dies bestätigen auch
zahlreiche, arbeitgeberunabhängige Erhebungen des
Bundeswirtschaftsministeriums oder der Bundesagentur für Arbeit, um
nur einige zu nennen. Passgenaue, professionelle Rekrutierung wird
angesichts dieser Entwicklung zu einer gefragten Schlüsselkompetenz.

Nicht nur personelle Engpässe, sondern auch die Digitalisierung
und Automatisierung verändern Arbeitsabläufe, Berufsbilder und
Produktionsprozesse; nicht zu unterschätzen die auf den Arbeitsmarkt
strömenden Generationen Y und Z, welche flexible Arbeitszeitmodelle
für eine ausgeglichene Work-Life-Balance einer Vollzeitbeschäftigung
vorziehen. Darauf müssen die Unternehmen reagieren. Schon 2017 hat
der BAP die Engpässe am Arbeitsmarkt sowohl als Chance als auch als
Risiko erkannt und das Recruiting-Thema in den Fokus gerückt. Mit
Fachvorträgen von Wissenschaftlern und Experten werden seitdem
Recruiting-Trends beleuchtet und digitale Entwicklungen vorgestellt,
die die Personalsuche revolutionieren sollen. Auch im kommenden Jahr
wird der BAP an diesem Thema intensiv „dranbleiben“.

Im Kern kommt es also zukünftig darauf an, den Prozess der
Mitarbeitergewinnung kontinuierlich zu optimieren. Ein zentraler
Aspekt ist die Stärkung der Attraktivität des Arbeitgebers durch das
Employer Branding. Arbeitgeber müssen genau analysieren, über welche
Wege und Kanäle sie die potentiellen Bewerber am besten erreichen,
denn je nach Branche und Ausrichtung des Unternehmens kann dies sehr
unterschiedlich sein. Dafür brauchen die Unternehmen mehr denn je
qualifizierte Personaler, wie Erhebungen nahelegen: Im ersten
Halbjahr 2018 waren Personaler in deutschen Unternehmen stärker
gefragt als noch ein Jahr zuvor. Die Anzahl der ausgeschriebenen
Stellen für HR-Experten war sogar fast doppelt so hoch wie vor fünf
Jahren. Besonders gesucht waren Recruiter, wie der StepStone
Fachkräfteatlas im August dieses Jahres berichtete.

Genau darin liegt die Stärke der Zeitarbeit: Sie steht für
Flexibilität und Expertise bei der Personalbeschaffung. Dank ihr
können Unternehmen flexibel auf Auftragsspitzen reagieren. Deshalb
werden die Personaldienstleister in Zukunft immer mehr die Funktion
einer Personalabteilung für die Unternehmen übernehmen: Beratung,
Vermittlung, Spezialisierung. Man könnte auch sagen: Die Zeitarbeit
wird zur Personalabteilung der deutschen Wirtschaft. Angesichts
dieser Schlüsselfunktion der Branche für den deutschen Arbeitsmarkt
wären weitere gesetzliche Einschränkungen fatal.

Doch das nächste sozialpolitische Wählergeschenk liegt schon vor
der Tür: Die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung. Es könnte
sich jedoch als vergiftetes Geschenk entpuppen, wenn es in
konjunkturell kühleren Phasen verbunden mit Auftragsrückgängen als
Folge des internationalen Handelskonflikts und des Brexit seine
beschäftigungsschädigende Wirkung für den gesamten Arbeitsmarkt
entfaltet. Bislang konnten die Unternehmen Dank Befristung und
Zeitarbeit flexibel auf derartige wirtschaftliche Entwicklungen
reagieren. Dies wird mit Abschaffung der sachgrundlosen Befristung
nicht mehr möglich sein. Im Übrigen sind der öffentliche Dienst und
die universitäre Forschung selbst der größte Befrister im Vergleich
zur Privatwirtschaft. Die Politik sollte erstmal im eigenen Laden
aufräumen, bevor sie dem Arbeitsmarkt immer mehr die Ketten anlegt.“

Über den BAP:

Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e. V. (BAP)
ist die führende Interessenvertretung der Zeitarbeitsbranche in
Deutschland. Im BAP sind ca. 2.000 Mitglieder mit über 4.600
Personaldienst-leistungs¬¬betrieben organisiert. Informationen zum
Verband finden Sie unter www.personaldienstleister.de.

Pressekontakt:
Doris Droste
Leiterin Abteilung Presse
Marketing | Öffentlichkeitsarbeit

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