
?Fachkräfte für die Zukunft ? Ausbildung mit Studium?, so lautete das Thema des 8. Nordischen Abends für Wissenschaft und Wirtschaft in der Walzenmühle in Flensburg. Rund 50 Führungskräfte aus der Industrie und dem Handwerk folgten der gemeinsamen Einladung des Arbeitgeberverbandes Flensburg ? Schleswig- Eckernförde e.V. und der Fachhochschule Flensburg.
?Ziel muss sein, praxisorientierte Studiengänge zu stärken?, so Dr. Fabian Geyer, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass der Bachelor nur eine erste Qualifikation der akademischen Ausbildung sei. ?Damit hat man noch keinen Hochschulabschluss, mit dem ein junger Mensch qualifiziert großartige Ansprüche in der Wirtschaft stellen kann, sondern der Bachelor ist genau wie ein Vordiplom oder Referendariat ein erster Zwischenschritt?, so Dr. Geyer. Daher plädierte er, dass für die Fachhochschulen im Allgemeinen und der FH Flensburg im Besonderen das Masterangebot im Vergleich zu den Universitäten deutlich ausgebaut werden müsse. Denn erst mit einem Masterabschluss sei man als junger Absolvent gereift und als akademischer Bewerber für die Industrie voll einsetzbar. Eine Forderung, die mit zustimmenden Kommentaren der anwesenden Geschäftsführer und Personalverantwortlichen aus der regionalen Wirtschaft zur Kenntnis genommen wurde.
Anders sei es aber, so Dr. Geyer, wenn man bereits vor dem Bachelorstudium eine Ausbildung mit hohem Praxisanteil vorweisen könne. An die Gymnasien des Landes gerichtet appellierte der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes zusammen mit der Industrie, schon frühzeitig eine berufsorientierte Ausbildung aufzubauen. Junge Männer und Frauen mit gymnasialer Vorbildung sollten sich daher überlegen, nach dem Schulabschluss nicht sofort ein Studium anzufangen, sondern zunächst einen Ausbildungsberuf zu erlernen oder sich für ein duales Studium bei Unternehmen in der Region, wie beispielsweise die Krones AG oder Bilfinger GreyLogix,zu bewerben. Eine duale Ausbildung dauert in der Regel 4,5 Jahre mit der Möglichkeit zusätzlich einen Masterabschluss zu erlangen.
Für die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Flensburg, Petra Schenkluhn, ist die Zusammenarbeit mit der FH Flensburg eine wichtige Grundlage, künftig junge qualifizierte Menschen für eine spätere Unternehmensnachfolge zu gewinnen. Sie spricht für insgesamt 680 Betriebe in der Region. Eine Forderung, die auch der Präsident der Fachhochschule Flensburg, Prof. Dr. Holger Watter, nur zustimmen kann. Der promovierte Maschinenbauingenieur wuchs selbst in einem elterlichen Sanitärfachbetrieb auf und kennt die Probleme aus eigener Erfahrung. ?Für die Fachhochschule Flensburg als Hochschule für angewandte Wissenschaften ist der Praxis- und Anwendungsbezug ein wichtiges Profilelement. Rund 40 Prozent unserer Studierenden haben vor dem Studium eine Ausbildung oder Lehre absolviert?, so der Wissenschaftler. Daher empfehlen die Kreishandwerkerschaft und die FH Flensburg eine Kombination von handwerklicher Ausbildung und anschließendem Hochschulstudium, weil die Chancen und Wirkungen für die nördliche Wirtschaftsregion nachhaltige Vorzüge zeigen. Und auch im Falle eines Studienabbruchs biete das Handwerk sinnvolle Alternativen, so Holger Watter abschließend.