Der Vorstandsvorsitzende der E.on AG, Johannes Teyssen, hat den schnellen Atomausstieg indirekt in Zusammenhang mit dem drastischen Personalabbauprogramm beim Energieversorger gebracht. Teyssen sagte der „Bild-Zeitung“ (Donnerstagausgabe) zur Frage, ob die Beschäftigten nun den Preis für die Energiewende zahlen würden: „E.on zahlt tatsächlich einen hohen Preis für den teilweise überstürzten Atomausstieg. 1,9 Milliarden Euro haben uns die politischen Beschlüsse allein im zweiten Quartal gekostet. Dadurch schreiben wir zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte rote Zahlen.“ Teyssen betonte zugleich in der Onlineausgabe der Zeitung: „Schuldzuweisungen helfen nicht, wir gestalten aus eigener Kraft unsere Zukunftsstrategie.“ Die erschreckend hohe Zahl von 9.000 bis 11.000 gefährdeten Stellen sei keineswegs ein Drohmanöver in Richtung Politik, erklärte der Konzernchef in „bild.de“: „Sie macht deutlich, wie ernst die Lage für unser Unternehmen ist. Sie macht aber auch deutlich, dass wir aus eigener Kraft gegensteuern können und die Zukunft nicht gefährden müssen.“ E.on wolle den Umbau bewusst konsequent angehen: „Weil wir unser Geschäft stärken und neue Wachstumsfelder und -märkte kraftvoll aufbauen wollen, müssen wir gerade die Verwaltungsstrukturen und -kosten jetzt vereinfachen und senken.“ Kritik, nach der das Unternehmen jahrelang stattliche Gewinne eingefahren habe, widerspricht Teyssen: „Riesengewinne hat es in Wirklichkeit noch nie gegeben. Im Vergleich zu anderen großen Dax-Unternehmen ist unsere Umsatzrendite schon seit Jahren unterdurchschnittlich.“ Der Personalabbau sei zwingend erforderlich, die Belegschaft werde bei den Sparmaßnahmen nicht allein beteiligt: „Nichts zu tun und zu hoffen, dass es von alleine besser wird, wäre verantwortungslos. Außerdem bringen auch die Aktionäre durch einen zweiten Dividendenschritt und die Wertverluste an der Börse einen großen Beitrag.“ Es werde nicht ausschließlich zulasten der Belegschaft gespart: „Anders herum wird ein Schuh daraus: Wer an Zukunftsinvestitionen spart, um alte Strukturen und Verwaltungsaufwand zu erhalten, spart falsch. Wir sparen in allen Bereichen und nicht einseitig bei den Mitarbeitern. Aber ohne Stellenabbau wird es nicht reichen. Dies ist aber immer nur das letzte Mittel. Langfristig wollen wir möglichst viele Arbeitsplätze sichern und werthaltige Jobs neu aufbauen.“ Konzern-Hauptsitz von E.on bleibe aber Deutschland, versicherte Teyssen: „Ja, auch weil wir hier in unserem Heimatmarkt den Umbau des Energiesystems mitgestalten wollen. Wir haben hier tolle Mitarbeiter und große Möglichkeiten. Und wir sind gern in Deutschland.“ Während das Hauptaugenmerk bei den Einsparungen auf dem Verwaltungsbereich liege, seien andere Bereiche weniger betroffen: „Wir sind dabei, alle Funktionen zu überprüfen. Im Moment lässt sich nur sagen, dass wir insbesondere im Verwaltungsbereich wohl noch sparen können. Bei Leistungen für Kunden, Kraftwerken und Leitungen sind die Einsparmöglichkeiten eher begrenzt.“ Der Energiemanager zeigte sich zuversichtlich, dass die Arbeitnehmerseite letztlich Verständnis für die notwendigen Schritte aufbringen werde: „Es wird sicher intensive Verhandlungen geben. Die Notwendigkeit, sehr schnell und sehr massiv zu sparen, kann aber niemand bestreiten. In ersten Stellungnahmen haben dies übrigens die Gewerkschaften und der Betriebsrat sogar bestätigt.
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