Eltern fordern Schulvielfalt und freie Schulwahl ohne Zusatzkosten / Elternstudie 2019 offenbart Misstrauen gegenüber staatlichen Schulangeboten (VIDEO)

Gäbe es echte Wahlfreiheit zwischen staatlichen, konfessionellen
und freien Schulen, würde die Mehrheit der Eltern ihr Kind auf eine
freie Schule schicken. Das ergab die Studie „Bildung und Schule –
Elternstudie 2019″. Zudem sprechen sie sich klar gegen das meist
notengebundene Leistungsprinzip und für ein allgemeines Handyverbot
an deutschen Schulen aus. Für die repräsentative Untersuchung wurden
im Januar und Februar 2019 im Auftrag des Bundes der Freien
Waldorfschulen bundesweit 2.064 Eltern schulpflichtiger Kinder im
Alter bis zu 18 Jahren vom Meinungsforschungsinstitut Mentefactum
befragt.

Angenommen Schulkosten und Schulentfernung wären gleich, würden 47
Prozent der Eltern eine freie Schule für ihr Kind wählen. 41 Prozent
würden sich für eine staatliche, 6 Prozent für eine konfessionelle
Schule entscheiden. Dieser Trend zeigt sich auch bei Eltern, deren
Kind aktuell eine staatliche Schule besucht: bei 48 Prozent käme ihr
Kind dann auf eine freie Schule „Der große Vertrauensvorschuss, den
Schulen in freier Trägerschaft offensichtlich bei deutschen Eltern
genießen, ist gleichzeitig ein eindeutiges Misstrauensvotum gegenüber
dem staatlichen Schulangebot und ein deutliches Plädoyer für die
Ermöglichung von Schulvielfalt“, sagt Bildungsforscher Prof. Dr.
Heiner Barz von der Universität Düsseldorf bei der Präsentation der
Studienergebnisse.

Klare Stellung beziehen Eltern auch bei der Frage nach der
Schulfinanzierung: 84 Prozent meinen, dass Eltern und Kinder das
Recht haben sollten, sich ohne Zusatzkosten für die Schule ihrer Wahl
entscheiden zu können. 71 Prozent der Eltern sind der Meinung, dass
der Staat hinsichtlich der Finanzierung staatlicher und freier
Schulen keinen Unterschied machen sollte.

Vermittlungsauftrag der Schulen

Eindeutig fällt das Elternvotum bei der Frage nach dem vorrangigen
Vermittlungsauftrag von Schule aus: 83 Prozent der Eltern erwarten
eine vielfältige humanistische Bildung, die vor allem auf das Leben
vorbereitet. Nur jeder Sechste (16 %) sieht die vorrangige
Schulaufgabe in der direkten Vorbereitung auf den Beruf. Mehr als
jedes neunte Elternteil (93 %) sagt, der Schulunterricht müsse dafür
sorgen, dass die Kinder auch praktische, künstlerische und musische
Kenntnisse und Erfahrungen erwerben. Dem an deutschen Schulen meist
vorherrschenden Leistungsprinzip stehen die meisten Eltern kritisch
gegenüber: 93 Prozent der Eltern sind der Meinung, dass Schule nicht
nur auf Prüfungen ausgerichtet sein sollte, sondern auch die
Entwicklung einer selbstbewussten Persönlichkeit fördern müsse.

Digitalisierung: lieber erst ab Klasse 5

Nur 16 Prozent der Eltern finden, dass Grundschulkinder in den
Klassen 1 bis 4 digitale Geräte nutzen sollten. Eine deutliche
Mehrheit (54 %) hält ihre Verwendung frühestens im Verlauf der der
Klassen 5 bis 7 für sinnvoll. 21 Prozent votieren für die 8. Klasse
als frühesten Zeitpunkt für die Nutzung von Tablets und Computern im
Schulunterricht, immerhin 7 Prozent würden sie komplett aus der
Schule heraushalten. Mit 85 Prozent der Befragten spricht sich zudem
die klare Mehrheit der Eltern für ein allgemeines Handyverbot für
unter 16-Jährige an deutschen Schulen aus, 13 Prozent sind dagegen.
Unerlässlich ist es für die überwältigende Mehrheit der Eltern, dass
die deutschen Schulen neben den Finanzmitteln für die Digitalisierung
zusätzlich Gelder für die Kreativitätsförderung der Schüler erhalten.
9 von 10 Eltern (88 %) unterstützen diese Forderung.

Forderungen an die Bildungspolitik: Faire Finanzierung für freie
Schulen

Damit Schulvielfalt verbunden mit echter Wahlfreiheit für die
Eltern und Chancengleichheit für die Kinder entstehen kann, bedarf es
laut Henning Kullak-Ublick vom Bund der Freien Waldorfschulen
grundlegender Veränderungen im deutschen Schulsystem. „Vor allem muss
die unterschiedliche Finanzierung von staatlichen und
nicht-staatlichen Schulen beendet werden“, lautet eine seiner
konkreten Forderungen an die Bildungspolitik – auch mit Blick auf die
Ergebnisse der Elternstudie 2019. „Die jetzige Schulgesetzgebung
fördert ein Zweiklassensystem, indem sie den freien Schulen eine
gleichberechtigte Finanzierung vorenthält, zur Erhebung von Schulgeld
zwingt und dadurch bewusst Hürden für einen ungehinderten Zugang
schafft“, sagt Kullak-Ublick. Echte Chancengleichheit sei aber nur
durch Vielfalt im Schulwesen möglich, unabhängig von den Schulträgern
und den finanziellen Möglichkeiten der Eltern.

Alle Ergebnisse und Informationen zur „Elternstudie 2019“:
www.waldorfschule.de/elternstudie

Pressekontakt:
Vincent Schiewe
Telefon: 040-341076996
Mail: schiewe@waldorfschule.de

Original-Content von: Bund der Freien Waldorfschulen, übermittelt durch news aktuell