Qualitätsmerkmale für eine bessere Zusammenarbeit
zwischen Eltern und Schule veröffentlicht // Rollenverteilung
zwischen Schule und Eltern oftmals unklar // Erziehungs- und
Bildungspartnerschaft fördert erfolgreiche Lernentwicklung //
Expertenkommission entwickelt erstmals Handreichung als Empfehlung
für Kultusministerien, Schulleitungen und Eltern zur Implementierung
in die Schulpraxis
Von den PISA-Studien alarmiert und erst kürzlich wieder durch den
vierten Armuts- und Reichtumsbericht aufgeschreckt, diskutiert die
Öffentlichkeit das Problem sozialer Ungleichheit in der Bildung. Geht
es um die Frage der Bildungsgerechtigkeit, richtet sich der kritische
Blick dabei zumeist auf die Schulen und die Struktur des deutschen
Schulsystems. Der Einfluss der Eltern und der häuslichen
Lernbedingungen auf den Bildungserfolg sowie die sich hieraus
ergebenden Konsequenzen werden in der Debatte dagegen selten
thematisiert. Dabei ist der Forschung die Bedeutung der häuslichen
Lernbedingungen und der Beteiligung der Eltern am Schulgeschehen seit
langem bekannt. Dennoch ist die Qualität entsprechender Angebote in
den Schulen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bislang existiert noch
kein flächendeckendes Angebot schulischer Elternarbeit in
Deutschland. Fortschritte in diesem Bereich der Schulentwicklung sind
zumeist dem Engagement Einzelner geschuldet. Oft herrscht auch
Orientierungslosigkeit: Wie soll eine zunehmend heterogene
Elternschaft angesprochen und eingebunden werden? Wie sollten die
Rollen zwischen Schule und Elternhaus verteilt sein?
Um diese Lücke zu schließen, hat die Vodafone Stiftung Deutschland
gemeinsam mit einer wissenschaftlichen Expertenkommission sowie
Vertretern der Bildungspraxis und der Kultusministerien der Länder,
Qualitätsmerkmale als Kompass für die partnerschaftliche
Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus entwickelt. Mit der
Handreichung erhalten die Schulleitungen, Kultusministerien und
Eltern Empfehlungen für gute Elternarbeit in der Praxis. Zur Frage
der Implementierung steht die Stiftung derzeit in Gesprächen mit der
Kultusministerkonferenz. „Gute Bildung braucht ein verantwortliches
Miteinander von Schule, Eltern und Zivilgesellschaft. Eine
erfolgreiche Schulbildung ist deshalb auf die verlässliche Mitwirkung
des Elternhauses angewiesen. Vielfach gibt es dafür auch schon gute
Beispiele. Gelingende Elternarbeit wird dort als ein Schatz für mehr
Bildungsqualität und Bildungserfolg wahrgenommen. Darum begrüße ich
den vorgelegten Kompass für schulische Elternarbeit. Er ist ein
wichtiges, praxisorientiertes Unterstützungsinstrument für den
Schulalltag“, sagt Stephan Dorgerloh, Präsident der
Kultusministerkonferenz und Kultusminister Sachsen-Anhalts.
Viele Schulen haben die Vorteile einer Erziehungs- und
Bildungspartnerschaft bereits erkannt. Was indes oft fehlt, ist eine
langfristige strukturelle Verankerung sowie ein gemeinsames
Verständnis darüber, was „gute“ Elternarbeit ausmacht. „Viele Schulen
engagieren sich bereits in der Elternarbeit. Wir benötigen allerdings
einen richtungsgebenden Kompass für die Zusammenarbeit, damit die
Schule ein offener Begegnungsort wird“, so Dr. Mark Speich,
Geschäftsführer der Vodafone Stiftung Deutschland. Wie Erhebungen
zeigen, sind Eltern in hohem Maße am Bildungserfolg ihrer Kinder
interessiert und möchten sie gern unterstützen. Häufig scheitern
jedoch gerade sozial benachteiligte Eltern an ihrer Unsicherheit
gegenüber der Institution, an mangelndem Orientierungswissen und an
der unklaren Auffassung darüber, welches Engagement überhaupt von
ihnen gewünscht bzw. nötig ist. Hans-Peter Vogeler, Vorsitzender des
Bundeselternrates, unterstreicht: „Die Unsicherheit in der Erwartung
an Schule und in dem Umgang mit der Schule resultiert vielfach aus
ihren eigenen Erfahrungen, die sie in ihrem Leben als Schülerin oder
Schüler gemacht haben. Eltern sind aber Experten für ihr Kind. Nur
wenn die Schule Eltern als Experten respektiert und ihnen damit auf
Augenhöhe begegnet, können und werden sich Eltern einbringen.“
Gute Elternarbeit kann sich in vielfältiger Form zeigen, zumal
immer auch die Ausgangslagen, Ziele und vor allem finanzielle
Ressourcen zu berücksichtigen sind. Die vier Qualitätsmerkmale
umfassende Handreichung der Vodafone Stiftung Deutschland ist nicht
als weitere „Zumutung“ zu verstehen, die in ihrer Gesamtheit
umgesetzt werden muss, sondern vielmehr als konstruktive
Orientierungshilfe für die Schulpraxis. „Aus aktuellen
Bildungsstudien wissen wir, wie wichtig das Engagement von Eltern für
erfolgreiche Bildungsprozesse ist. Eltern sind ein leider vielfach
noch ungehobener Schatz im deutschen Schulwesen. Insofern begrüße ich
ganz ausdrücklich die in der Handreichung der Vodafone Stiftung von
namhaften Bildungsexperten zusammengetragenen Qualitätsmerkmale und
Bausteine. Diese sind ein sehr hilfreicher Beitrag für die
Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule“, so
Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen
Philologenverbandes.
Die Merkmale setzen sich aus Leitbildern, Maßnahmen und
nachahmenswerten Beispielen zusammen, die eine anregende
Hilfestellung für eine Umsetzung und Implementierung in den
Schulalltag geben. Das Qualitätsmerkmal A beschreibt die Entwicklung
einer Willkommens- und Begegnungskultur in der Schule. Alle Eltern
sollen sich als Teil der Schulgemeinschaft wohl und wertgeschätzt
fühlen. Dies ist bereits mit relativ wenig Aufwand, etwa durch
Wegweiser in unterschiedlichen Sprachen, durch Mentoren- oder
Patenfamilien-Modelle möglich.
Ein weiterer bedeutender Baustein gelingender Elternarbeit ist, so
die Experten, eine möglichst vielfältige und respektvolle
Kommunikation. Gemeint sind ein regelmäßiger und anlassunabhängiger
Informationsaustausch und die Nutzung vielfältiger Kommunikationswege
und -formen. Empfohlen werden hier etwa ein Elternhandbuch, eine
verbindliche Informationsversorgung über Schul-Website und
E-Mail-Verteiler, ein mehrsprachiges Informationsangebot oder
Workshops zur Kommunikationskompetenz.
Ein anderes Qualitätsmerkmal umschreibt eine Erziehungs- und
Bildungskooperation, bei der Eltern, Lehrkräfte und SchülerInnen
gemeinsam am Erziehungs- und Bildungserfolg arbeiten und sich über
Lernziele und -inhalte abstimmen. Beispielhaft werden hier gemeinsame
Lernverträge und Bildungslotsen sowie Eltern-Mentoren angeführt.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die gelingende Partizipation der
Eltern. Gewährleistet werden soll eine kollektive Mitbestimmung und
Mitwirkung der Elternschaft bei Entscheidungen über das Schulleben
und Unterrichtsgeschehen. Dazu zählen zum Beispiel die frühzeitige
und umfassende Information über das Mitbestimmungsrecht der Eltern in
den Schulen, eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern- und
Schüler-Vertretung sowie die Kooperation mit Migrantenvereinen und
anderen externen Netzwerken und Institutionen.
Die Qualitätsmerkmale basieren auf den Empfehlungen einer
wissenschaftlichen Expertenkommission. Deren Mitglieder sind: Prof.
em. Dr. Dr. Werner Sacher (Universität Nürnberg-Erlangen), Prof. Dr.
Anne Sliwka (Pädagogische Hochschule Heidelberg), Prof. Dr. Sigrid
Tschöpe-Scheffler (Fachhochschule Köln), Prof. Dr. Sabine Walper
(Forschungsdirektorin am Deutschen Jugendinstitut) sowie Prof. Dr.
Elke Wild (Universität Bielefeld).
Wichtiger Hinweis:
Die vollständige Publikation „Qualitätsmerkmale schulischer
Elternarbeit“ steht unter www.eltern-bildung.net sowie innerhalb der
App der Vodafone Stiftung im iTunes Store zum Download bereit.
Über die Vodafone Stiftung Deutschland
Die Vodafone Stiftung ist eine der großen unternehmensverbundenen
Stiftungen in Deutschland und Mitglied einer weltweiten
Stiftungsfamilie. Als eigenständige gemeinnützige Institution und
gesellschaftspolitischer Thinktank fördert und initiiert sie
Programme mit dem Ziel, Impulse für den gesellschaftlichen
Fortschritt zu geben, die Entwicklung einer aktiven
Bürgergesellschaft anzustoßen und gesellschaftspolitische
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Leitmotiv „Erkennen. Fördern. Bewegen.“ und konzentriert sich auf den
Bereich Bildung, Integration und soziale Mobilität.
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