
Berlin, Juli 2018. Natur ist für viele Menschen eine Quelle des Glücks und der Erholung. Häufig begegnet sie uns im Alltag und der medialen Berichterstattung aber auch in akuter Bedrängnis, sei es durch den Klimawandel, das Artensterben oder den Plastikmüll in den Weltmeeren. Wie kann es sein, dass etwas, das dem Menschen so wertvoll ist, zugleich so stark durch ihn gefährdet wird? Die »Erdfest«-Initiative setzt an diesem Bruch an. In 2018 ist es ihr gelungen, mit der Premiere eines neuen Festes Ende Juni innovative, lebendige Erfahrungsräume zu öffnen, in denen die Gemeinsamkeiten von Mensch und natürlicher Mitwelt unmittelbar erlebbar werden. Darin äußert sich ein fundamentaler Perspektivwechsel: Häufig wird Naturschutz nur als moralische Aufgabe und Notwendigkeit für den Fortbestand des menschlichen Lebens oder zur Sicherung ökonomischer Ressourcen gesehen. Darüber hinaus hat der Naturschutz aber auch eine Bedeutung für die Sicherung eines erfüllten menschlichen Lebens in und mit der Natur.
Initiiert von der Nachhaltigkeitsforscherin Hildegard Kurt und dem Biologen und Philosophen Andreas Weber sowie gefördert vom Bundesamt für Naturschutz hat die »Erdfest«-Initiative innerhalb weniger Monate ein bundesweites Netzwerk aufgebaut, in dem Multiplikator*innen aus Natur- und Umweltschutz, der Landwirtschaft, der Permakultur, der Erlebnispädagogik oder auch der Nachhaltigkeitsforschung gemeinsam für diesen Perspektivwechsel eintreten. Darunter befinden sich Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft des Club of Rome, die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung, das World Future Council, die Ökumenische Initiative Eine Welt, der Demeter Verband und die Schweisfurth-Stiftung. Nahezu 80 Initiativträger*innen beteiligten sich an der »Erdfest«-Premiere, die vom 22. bis 24. Juni 2018 deutschlandweit und darüber hinaus stattfand. Bei einer Vielzahl kreativer Mitmach-Angebote eröffnete sich den Teilnehmenden die Möglichkeit, dem lebendigen Sein neu auf die Spur zu kommen. »Eine künstlerische, kulturelle Herangehensweise an Themen wie Artensterben, Ökologie und Naturschutz ist wichtig. Emphatisch den Wald zu erleben, die Natur zu beachten, zu fühlen, was dabei in einem selbst vor sich geht, ist eine neue Erfahrung«, so die Zeitung Darmstädter Echo über eines der »Erdfeste«, das von der Hochschule Darmstadt im Rahmen des Studiengangs »GrünerJournalismus« ausgerichtet wurde.
Weitere Eindrücke, Fotos der »Erdfeste« und die Möglichkeit zum dialogischen Austausch stehen auf dem Online-Portal der »Erdfest«-Initiative www.erdfest.org zur Verfügung.
»Die menschliche Sehnsucht nach natürlichen Entfaltungsräumen ist ungebrochen. Heute, wo der Klimawandel uns mit der Frage konfrontiert, wie wir auch in Zukunft auf diesem Planeten ein lebenswertes Leben im Einklang mit unserer Mitwelt führen können, ist diese Sehnsucht ein Ruf an uns alle, der uns in unserem Handeln anfragt. Viele der »Erdfest«-Initiativträger*innen engagieren sich seit Jahren für ein neues Verständnis von Natur als schöpferischem Erfahrungsraum, worin wir die Basis unseres Menschseins unmittelbar spüren und das Zusammenspiel zwischen uns und unserer Umgebung tiefer verstehen können. Hier etabliert sich ein neues Ökologieverständnis, das menschliche Lebendigkeit und ihre organischen Wurzeln wieder als ein Ganzes erlebbar werden lässt. Vielleicht wird das alljährlich wiederkehrende »Erdfest« tatsächlich eine neue kulturelle Allmende – ein Gemeingut für eine innovative Naturschutzpolitik und für den demokratischen Wandel hin zu einer lebensfördernden Welt«, so Hildegard Kurt und Andreas Weber.
In den kommenden Monaten wird die »Erdfest«-Initiative den entstehenden Beziehungs¬raum weiter ausbauen. Interessierte sind eingeladen, bei den nächsten »Erdfest«-Tagen, die vom 21. bis 23. Juni 2019 stattfinden werden, als Initiativträger*innen mitzuwirken.
Darüber hinaus finden unter dem Dach der »Erdfest«-Initiative bis 2019 verschiedene Stakeholder-Dialoge statt, die der Zukunft der Agrarlandschaft und der Naturbeziehung der jungen Generation gewidmet sind.