Ex-LAGeSo-Chef fordert große Verwaltungsreform Lehre aus der Flüchtlingskrise / Flexiblere Strukturen, bessere Qualifikationen, höhere Gehälter

Der frühere McKinsey-Berater und Chef des Berliner
Landesamts für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), Dr. Sebastian
Muschter, fordert als Lehre aus der Flüchtlings- und Verwaltungskrise
vor zwei Jahren eine grundlegende Reform der deutschen Behörden. Seit
den Hartz-Reformen in den Jahren 2003 bis 2005 habe es keine größeren
Verwaltungsreformen mehr in Deutschland gegeben, die meisten
Politiker hätten den Mut dazu verloren, kritisiert Muschter in einem
Gastbeitrag für das Wirtschaftsmagazin –Capital– (Ausgabe 2/2018; EVT
18. Januar 2018). „In den nächsten Jahren werden 800.000 Mitarbeiter
der Verwaltung pensioniert; wie wir sie ersetzen, ist unklar. Es
droht der Kollaps ganzer Funktionen“, warnt Muschter.

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise hatte Muschter Anfang 2016
die Führung des völlig überlasteten LAGeSo übernommen. Die Behörde
war international in Verruf geraten, weil täglich Hunderte
Flüchtlinge bei eisigen Temperaturen vergeblich auf ihre Termine
warteten und es zu chaotischen Zuständen kam.

Jetzt fordert Muschter eine überparteiliche Reformkommission zum
Umbau der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. „Wir brauchen ein
Ziel: Wo wollen wir mit unseren Strukturen in 20, 30 Jahren stehen?
Dieses Ziel erarbeiten wir über ein Jahr in einer überparteilichen
Reformkommission, mit Experten aus Bund, Ländern, Kommunen, und
schreiben es dann gesetzlich fest: Wie wäre es mit –Deutschland 2048
– 200 Jahre nach der Revolution–?“, skizziert Muschter seine
Vorstellungen im –Capital—Gastbeitrag.

Am Ende der Reform brauche Deutschland flexiblere
Verwaltungsstrukturen, kürzere Dienstwege, besser qualifizierte
Führungskräfte und höhere Gehälter im öffentlichen Dienst. „Der Typus
des leidensfähigen, loyalen Angestellten oder Beamten, der eine
Lebensstelle sucht, geht in den nächsten Jahren in Rente. An seine
Stelle sollen junge Frauen und Männer treten, die der Gedanke an eine
lebenslängliche Beschäftigung eher ängstigt und die die Optionen des
öffentlichen Sektors mit den Standards der Privatwirtschaft
vergleichen. Hier brauchen wir flexiblere Karrieremodelle.“

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Timo Pache, Chefredaktion –Capital–
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