Sperrfrist: 02.06.2016 06:00
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   – Bob Graham, ehemaliger Vorsitzender der gemeinsamen 
     Untersuchungskommission von Senat und Repräsentantenhaus im 
     Interview mit „Monitor“ zu den Terroranschlägen vom 11. 
     September 2001 –
   Es geht um ein brisantes Dokument, das bis heute unter Verschluss 
gehalten wird: Das vom ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush als 
„geheim“ eingestufte Kapitel des Untersuchungsberichts von Senat und 
Repräsentantenhaus zu den Terroranschlägen von 9/11. Der ehemalige 
Vorsitzende dieser Kommission und ehemalige Leiter des 
Geheimdienstausschusses, Bob Graham, fordert im MONITOR-Interview die
Veröffentlichung dieses als „28 Seiten“ bekannt gewordenen 
Abschnitts. Laut Inhaltsangabe soll es darin um die „ausländische 
Unterstützung“ einiger Attentäter gehen.
   Graham, Mitglied der US-Demokraten, kennt den Inhalt der Seiten, 
darf aber keine konkreten Aussagen über Details machen. Dennoch 
spricht er im MONITOR-Interview erstaunlich offen von einer 
„systematischen“ Hilfe für die Attentäter aus Saudi-Arabien: „Diese 
28 Seiten werden zusätzliche Beweise dafür liefern, dass es eine 
systematische Unterstützung gab. Und dass dieses System seinen 
Ursprung vor allem in Saudi-Arabien hat.“ Für Graham steht fest: „Die
Geschichte von 9/11 muss neu geschrieben werden.“
   Hinweise auf eine saudische Beteiligung gab es schon früh: 15 der 
19 Attentäter waren laut Untersuchungsbericht saudische Staatsbürger.
Dazu gibt es Vermerke über organisatorische Unterstützungen von 
einigen Todespiloten durch saudische Helfer. Trotzdem stellte ein 
weiterer Untersuchungsausschuss, die sogenannte „9/11 Kommission“ von
Senat und Repräsentantenhaus in ihrem Abschlussbericht fest, dass man
keinerlei Beweise dafür gefunden habe, dass „die saudische Regierung 
als Institution oder einzelne, hochrangige saudische Beamte die 
Organisation (d.h.: al-Qaida) finanziert“ hätte.
   Dem widerspricht Graham nun. Ihm zufolge geht es nicht nur um 
Einzelpersonen, sondern auch um die saudische Regierung, das 
saudische Ministerium für Islamfragen und saudische 
Wohltätigkeitsorganisationen. Darüber hinaus gehe es auch um  
„Diplomaten, sowohl im Konsulat in Los Angeles, als auch an der 
Botschaft in Washington und weitere saudische Staatsbürger, die auf 
die eine oder andere Weise an der Finanzierung der 9/11-Attentäter 
beteiligt waren.“
   Eine Beteiligung der saudischen Regierung hätte möglicherweise 
Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe zur Folge. Denn der 
US-Senat hat vor kurzem auf Druck der Angehörigen von 9/11-Opfern ein
Gesetz auf den Weg gebracht, nach dem ausländische Staaten wegen 
Unterstützung von Terroranschlägen auf US-amerikanischem Boden 
verklagt werden könnten.
   Im Juni will US-Präsident Obama entscheiden, ob es möglicherweise 
zu einer vollständigen oder teilweisen Veröffentlichung der 28 Seiten
kommt. Bisher hat der US-Präsident die Veröffentlichung der 28 Seiten
mit Hinweis auf die „nationale Sicherheit“ blockiert.  Bob Graham 
hält diese Begründung für fraglich. „Ich habe den Verdacht, dass es 
vor allem darum geht, die Beziehungen zwischen den Vereinigten 
Staaten und Saudi-Arabien nicht zu beschädigen.“ Das saudische 
Königreich hätte das Stillhalten der US-Regierungen bis heute als 
„Signal der Straffreiheit“ verstanden, um weiterhin 
Terrororganisationen zu unterstützen.
   Weder die Botschaft Saudi-Arabiens in Washington, noch die 
saudische Botschaft in Berlin wollten sich auf die Fragen des 
ARD-Magazins MONITOR (2. Juni 2016 um 21.45 Uhr im Ersten) zu diesem 
Thema  äußern.
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Pressekontakt:
WDR Presse und Information, Annette Metzinger
E-Mail: wdrpressedesk@wdr.de oder CvD-Monitor: jochen.tassler@wdr.de
Telefon 0221 220 7100