Experten diskutierten Strategien zur Verbesserung der Patientensicherheit in der Arzneimitteltherapie Montgomery: „Produktionsstätten aus Billiglohnländern zurück nach Europa holen“

Berlin, 18.10.2018 – „In der Arzneimitteltherapie
lassen sich Nebenwirkungen nicht immer vermeiden. Umso wichtiger ist
es, Patienten vor unnötigen Risiken zu schützen und die
Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland weiter voranzubringen.“
Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich
Montgomery anlässlich des 5. Deutschen Kongresses für
Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie in Berlin. Montgomery
hob die vielfältigen Maßnahmen zur Vermeidung von Medikationsfehlern
im Rahmen der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) hervor.
Selbstverständlich müssten aber auch die Arzneimittel selbst höchsten
Qualitätsanforderungen genügen, sagte er mit Blick auf jüngste Fälle
von Arzneimittel-Verunreinigungen mit einem potenziell
krebserregenden Stoff. Mittlerweile kämen rund 80 Prozent der in
Deutschland verfügbaren Wirkstoffe aus Billiglohnländern wie China
und Indien. „Wir brauchen wirksame Kontrollmechanismen, die den
Import verunreinigter Arzneimittel nach Deutschland verhindern.
Notwendig sind außerdem Anreize für die Industrie, ihre
Produktionsstätten wieder in Europa anzusiedeln. Das würde nicht nur
die Arzneimittelsicherheit erhöhen, sondern auch das Problem der
Lieferengpässe entschärfen“, sagte Montgomery.

Der Deutsche Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser
Therapie ist die zentrale Plattform für den Austausch zwischen
Ärzten, Apothekern, Patienten und den Entscheidern im
Gesundheitswesen in Fragen der Arzneimitteltherapiesicherheit. Prof.
Dr. Daniel Grandt, Kongresspräsident, Vorstandsmitglied der
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und Chefarzt der
Klinik für Innere Medizin I am Klinikum Saarbrücken, wies auf das
steigende öffentliche Interesse an AMTS hin. Noch wichtiger sei aber,
dass risikominimierende Maßnahmen die Patienten in der
Routineversorgung auch erreichen. Grandt: „Weder kann AMTS verordnet,
noch durch Technik als „plug-and-play-Lösung“ erreicht werden.“
Notwendig sei eine enge interprofessionelle und intersektorale
Zusammenarbeit in der Arzneimittelversorgung. Grandt forderte, AMTS
im Sozialgesetzbuch V zu verankern und sie zu einem festen
Bestandteil der externen Qualitätssicherung zu machen. Positiv hob er
die Aktionspläne zu AMTS hervor, die seit dem Jahr 2008 vom
Bundesministerium für Gesundheit gemeinsam mit der Selbstverwaltung
und Patientenorganisationen umgesetzt werden.

„Der Aktionsplan AMTS hat wesentlich dazu beigetragen, das
Bewusstsein für die Arzneimitteltherapiesicherheit in den Fachkreisen
zu stärken und die Diskussion um die Verbesserung der AMTS zu
intensivieren“, sagte Thomas Müller, Leiter der Abteilung 1
Arzneimittel/Medizinprodukte im Bundesministerium für Gesundheit. Ein
Schwerpunkt der Arbeit der Bundesregierung, so Müller weiter, ist die
Digitalisierung im Gesundheitswesen, bei der Arzneimittelversorgung
insbesondere Entwicklungen wie das E-Rezept, der digitale
Medikationsplan und digitale Ergänzungen zum Beipackzettel. So können
wichtige Informationen und Warnhinweise zur Verbesserung der
Arzneimitteltherapiesicherheit für alle Beteiligten schnell und
IT-gestützt bereitgestellt werden.

Hannelore Loskill, Bundesvorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft
Selbsthilfe e. V, sieht den bislang nur in Papierform verfügbaren
Medikationsplan als einen ersten Schritt zur Entwicklung eines
vollständigen Medikationsplans auf der elektronischen
Gesundheitskarte. Loskill betonte, dass die Sicherheit medikamentöser
Therapie insbesondere für chronisch kranke Menschen von großer
Bedeutung sei.

„Neue Möglichkeiten des bundeseinheitlichen Medikationsplans
werden sich eröffnen, wenn der elektronische Medikationsplan
barrierefrei zwischen Arzt, Apotheker, Krankenhaus und Patient
elektronisch transportiert werden kann“, sagte Dr. Sibylle Steiner,
Dezernentin und Leiterin des Geschäftsbereichs Ärztliche und
veranlasste Leistungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Auch
Steiner betonte die Notwendigkeit des Zusammenwirkens aller
Beteiligten in der Arzneimitteltherapie. Ebenso wichtig sei aber auch
eine eindeutige Aufgabenverteilung bei klar definierten
Zuständigkeiten.

Der vom 18. bis zum 19. Oktober 2018 tagende 5. Deutsche Kongress
für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie wird von der
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft veranstaltet und vom
Bundesministerium für Gesundheit gefördert. An der Veranstaltung
nehmen rund 320 Experten aus verschiedenen Professionen teil.
Vertieft wird die Thematik in parallel zu den Plenumssitzungen
stattfindenden Workshops und Posterausstellungen. Weitere
Informationen zu dem 5. Deutschen Kongress für Patientensicherheit
bei medikamentöser Therapie finden sich im Internet unter
www.patientensicherheit2018.de

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