Farblaser Ausdrucke: verräterische Spuren verwischen

123rf.com /  Pramote Polyamate / https://de.123rf.com/lizenzfreie-bilder/farblaserdrucker.html?oriSearch=farblaser&sti=ofblp54w7s4xme7jft|&mediapopup=106531230

Im Büroalltag werden tagtäglich etliche
Druckerpatronen verbraucht. Nur die wenigsten wissen, dass sie sich mit simplen
Ausdrucken angreifbar machen. Wer mit einem Farblaserdrucker arbeitet,
hinterlässt mit jedem Ausdruck auch einen digitalen Fingerabdruck. Über diesen kann
er im Zweifelsfall identifiziert werden. An der Technischen Universität in
Dresden ist ein Tool entwickelt worden, welches diese Spuren automatisch findet
und gleichzeitig weitgehend verwischt. 

Trügerische Trackingpunkte

Mit bloßem Auge sind die winzigen gelben
Punkte auf den Ausdrucken von Farblaserdruckern kaum auszumachen. Dennoch
stellen diese Trackingpunkte ausreichend Informationen bereit, um die druckende
Person zweifelsfrei identifizieren zu können.

Die Trackingpunkte sind nicht immer gleich. Jeder
Hersteller eines Farblaserdruckers verfügt über ein eigenständiges Punktemuster
.
Die enthaltenen Informationen beziehen sich auf den Druckertyp, die
Seriennummer des Gerätes oder Datum und Uhrzeit des ausgelösten Druckbefehles.
Damit lässt sich jeder Ausdruck zurückverfolgen und es kann ermittelt werden,
wer den Druck veranlasst hat.

Das kaum jemand von diesen Tracker-Punkten
weiß, ist kein Zufall. Denn man findet sie in keinem Handbuch beschrieben.
Dennoch begleitet uns dieser digitale Fingerabdruck seit beinahe 20 Jahren. Die
Druckerhersteller hüllen sich diesbezüglich in Schweigen. Sie gaben
Wissenschaftlern keine Auskunft über den Auftraggeber oder den eigentlichen
Zweck dieser Trackingpunkte. Es wird vermutet, dass die gelben Punkte bei der
Aufklärung von Verbrechen helfen sollen. Versicherungsbetrug, Fälschung von
Dokumenten oder der Druck von Falschgeld wären mögliche Optionen. 

Analoge Überwachung stoppen 

Ein Fall aus den USA zeigt, dass
Trackingpunkte nicht nur der Bekämpfung von Verbrechen dienen können. Der
US-Geheimdienst hat jüngst die Whistleblowerin Reality Leigh Winner anhand der
winzigen gelben Punkte überführt. Diese soll seit dem Jahre 2016 Informationen
an einen Nachrichtendienst weitergeleitet haben, welche auf eine Hacker-Affäre
zwischen den USA und Russland Bezug nahmen.

Die Forscher aus Sachsen möchten durch ihre
Arbeit aufklären. Der Büroalltag bietet nicht wenige Sicherheitsrisiken.
Eine mögliche Überwachung durch Trackingpunkte ist den wenigsten geläufig. Die
Überwachung durch analoge Dokumente soll nun schwieriger werden. Das
Forscherteam möchte nicht zuletzt Whistleblowern die Möglichkeit der freien
Meinungsäußerung einräumen und ihnen ermöglichen, Missstände aufzudecken. Das
Tool macht Trackingpunkte unleserlich, indem es zusätzliche Punkte hinzufügt.
Damit wird der Code unbrauchbar.

Spurensuche

Das Deutsche Forschungsinstitut für Künstliche
Intelligenz hat die winzigen Punkte bereits im Jahre 2005 aufgespürt. Die
Muster wurden damals noch über manuelle Bildvergleiche erkannt. Den Forschern
aus Dresden ist es nun gelungen, noch weitere Codierungsmuster zu
entschlüsseln.

Das uns ein Smartphone zum gläsernen Menschen
macht, dürfte jedem bekannt sein. Die Überwachung mithilfe analoger Geräte ist
dagegen kaum geläufig. Das Verfahren wurde für Timo Richter und Stephan Escher
zum Gegenstand ihrer Diplomarbeit in der Professur Datenschutz und
Datensicherheit. Es wurden 1.286 Ausdrucke von 141 Druckern untersucht. Diese
stammten von 18 unterschiedlichen Herstellern. Die bereits bekannten Codierungsmuster
konnten um diverse weitere ergänzt werden. Dabei findet die Software die Muster
automatisch und sorgt für deren Decodierung.

Die Software zur Analyse der eingescannten
Dokumente kann von Experten bereits verwendet werden. Mithilfe der App
„Deda“ kann jeder seinen Ausdruck auf Trackingpunkte prüfen und diese
unleserlich machen. Die App kann kostenlos heruntergeladen werden.