FLV-Markt Österreich verzeichnet Rekordtief: Neugeschäftsprämien fallen erneut um fast 50 Prozent

Wien, 14. Mai 2013 – Das Neugeschäftsvolumen in der fondsgebundenen Lebens- und Pensionsversicherung (FLV) in Österreich 2012 betrug rund 387 Mio. EUR und fiel damit um rund 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang war im Wesentlichen beeinflusst von erneut stark sinkenden Einmalbeiträgen. Dies ist das Ergebnis der Umfrage „FLV-Update 2012“, die die Unternehmensberatung Towers Watson für Österreich bereits seit 1997 jährlich durchführt. Das Neugeschäftsvolumen, welches vor zwei Jahren die Milliardenmarke noch deutlich überschritten hatte, liegt nun auf dem Niveau des Jahres 1999, als der FLV-Markt Österreich noch am Anfang seiner Entwicklung stand (Abb. 1).

„Diese Entwicklung hat verschiedene Gründe“, erläutert Dr. Markus Orasch, Berater bei Towers Watson. „Zum einen gab es diverse gesetzliche Veränderungen in den letzten Jahren, z. B. die geänderten Anforderungen bei der Finanzierung von Fremdwährungskrediten oder die Laufzeitverlängerung von 10 auf 15 Jahren bei Einmalbeitragsprodukten als Folge steuerlicher Änderungen. Aber auch die Reduktion der staatlichen Prämien für Zukunftsvorsorge-Produkte sowie die im Vergleich zu den ‚Boom-Jahren‘ verhaltene Entwicklung der Aktienmärkte verursachten den spürbaren Rückgang im gesamten Fondspolizzenmarkt.“

Starke Einbußen in allen Kategorien
Beim Blick auf die Produktkategorien verloren im Jahr 2012 alle Produkte: Fondsgebundene Produkte gegen Einmalerlag gingen um 47 Prozent auf
284 Mio. EUR (2011: 535 Mio. EUR) zurück. Und die laufenden Prämieneinnahmen lagen mit 103 Mio. EUR um knapp 37 Prozent unter Vorjahresniveau (166 Mio. EUR).

Die Gesamtprämieneinnahmen – die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge (ZV) nicht eingerechnet – beliefen sich auf rund 358 Mio. EUR, was einem Rückgang von 45 Prozent entspricht.

Garantieprodukte und Zukunftsvorsorge
Auf fondsgebundene Garantieprodukte, ebenfalls exklusive ZV, entfielen innerhalb der fondsgebundenen Lebensversicherung 37 Prozent (2011: 42 Prozent) der neu eingelösten Polizzen. Dagegen stieg der Anteil fondsgebundener Produkte ohne Garantien nach Anzahl der Polizzen von 24 auf 30 Prozent (Abb. 2).

Die staatlich geförderte ZV verzeichnete 2012 einen ähnlich starken Rückgang wie FLV-Produkte gegen laufenden Beitrag: Die Jahresprämie lag mit 30 Mio. EUR etwa 36 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres (46 Mio. EUR). Dabei ist zu beachten, dass Anbieter von ZV-Produkten, die zusätzlich keine anderen fondsgebundenen Produkte anbieten, in der Studie nicht inkludiert sind.

Die Einmalerläge, die in die indexgebundene Lebensversicherung eingezahlt wurden, betrugen etwa 231 Mio. EUR. Dies entspricht einem Anteil von 98 Prozent an den Einmalerlägen, die durch Garantieprodukte exklusive prämienbegünstigter Zukunftsvorsorge eingenommen wurden. Damit liegen die Einmalerläge der indexgebundenen Lebensversicherung auf dem Niveau des Jahres 2006.

Gegenwärtige Wettbewerbssituation
Der Anteil der vier führenden Gesellschaften am Neugeschäft lag mit 45 Prozent deutlich unterhalb des Vorjahresniveaus von 60 Prozent (nach Anzahl der Verträge). Bei Produkten gegen laufende Jahresprämien betrug ihr Anteil
57 Prozent (64 Prozent), bei Einmalprämien sogar 92 Prozent (86 Prozent). „Im Bereich der Einmalerläge ist der Markt also deutlich konzentrierter als bei laufenden Beiträgen“, so Orasch.

Strukturvertriebe und Makler lösen Banken als führenden Absatzkanal ab
Die Anteile der wichtigsten Vertriebswege – Bank-, Strukturvertriebe/Makler sowie gebundene Vertriebe – liegen wie in den Vorjahren sehr nahe beieinander, wobei Strukturvertriebe und Makler in Summe etwas zugelegt haben (Abb. 3). Über ungebundene Strukturvertriebe und Makler wurden 2012 mit 33 Prozent die meisten Verträge im österreichischen Fondspolizzenmarkt abgeschlossen. Der Bankvertrieb lag mit 29 Prozent auf dem zweiten Platz, Ausschließlichkeitsvertrieb und gebundene Strukturvertriebe folgten mit 27 bzw. 10 Prozent.

Ausblick 2013
Entgegen der Erwartungen vor einem Jahr waren die Entwicklungen im FLV-Markt weiterhin stark rückläufig. Dabei konnten einige Anbieter den Rückgang im FLV-Geschäft zumindest teilweise mit traditionellen Produkten kompensieren. „Für das Jahr 2013 ist in Österreich – aufgrund des im Vergleich der letzten zehn Jahre geringen Niveaus 2012 – eine leichte Steigerung im FLV-Markt zu erwarten“, erklärt Orasch. „Dennoch werden zukünftige Entwicklungen weiterhin stark von den Entwicklungen an den Aktienmärkten abhängen.“

Weitere Informationen unter:
http://www.towerswatson.com