(…) Um es deutlich zu sagen:
Guttenberg ist kein Opfer. Nicht, weil Opposition und Wissenschaft
und zunehmend auch Unionsvertreter ihn bedrängt haben, ist er
gestrauchelt. Sondern weil er sich am geistigen Eigentum anderer
vergriffen hat, um einen Doktortitel zu erlangen. Das ist kein
lässlicher Mundraub; Wissen und Wissenschaft machen in wesentlichen
Teilen den Reichtum Deutschlands aus. (…) Der ständig wachsende
Druck, die eskalierende Empörung an den deutschen Hochschulen, das
allmähliche Bröckeln der Solidarität in der Union – all das hat dem
einstigen Kabinetts-Star erkennbar zugesetzt. (…) Den Rücktritt mag
die Kanzlerin als ärgerlich empfinden und als Bedrohung angesichts
der anstehenden Landtagswahlen. Aber andererseits hat mancher in der
Union auch zunehmend beklommen beobachtet, wie in der Doktor-Affäre
so gern reklamierte Werte wie Rechtschaffenheit und Anstand unter die
Räder zu kommen drohten. (…) Manchmal ist ein Schritt zurück der
beste Schritt nach vorn. Guttenberg hat den richtigen Schritt
gesetzt, und er hat in der Begründung für seinen Rücktritt wieder zu
alter Stärke gefunden – und, so möchte man hoffen, zu sich selbst.
Dafür gebührt ihm Respekt und auch Mitgefühl. In der Art des
Rücktritts erkennen wir, welches Talent der deutschen Politik
verloren geht. Gerade deshalb sollten wir auch für die Zukunft mit
diesem Guttenberg rechnen. (…)
Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407