Jede Meinung kann für sich gute und
respektable Argumente ins Feld führen. Kein Zweifel. Wenn eine
Gesellschaft aber dem medizinisch-technisch Machbaren den Weg
versperrt, suchen sich die neuen Instrumente in der Regel illegale
Wege – mit allen negativen Auswirkungen für die Betroffenen, Ärzte
wie Paare mit Kinderwunsch. Außerdem: Eine Gesellschaft, die bei
schweren Behinderungen des ungeborenen Kindes und/oder ebenso
schweren Notlagen der Mutter Spätabtreibungen zulässt, muss sich zu
Recht die Frage stellen, ob sie dann nicht sogar verpflichtet ist,
den medizinischen Fortschritt zu nutzen, solche Abbrüche im Fall
künstlicher Befruchtungen auszuschließen.
Klar muss aber sein: Bei der PID darf es niemals um die Selektion
von Embryonen nach anderen Merkmalen gehen, nicht um die Augen- oder
Haarfarbe, nicht um Körpergröße oder in Zukunft vielleicht einmal
möglicherweise um die Intelligenz. Es geht nicht um das Klonen, schon
gar nicht um das „Züchten“ von Edelmenschen. Aber warum soll eine
Gesellschaft unter engen, kontrollierbaren Grenzen den Fortschritt
nicht annehmen, um späteres Leid zu verhindern?
Auch wenn die Politik PID zulässt, bleibt es am Ende immer eine
Gewissensentscheidung der Eltern, wie sie mit den Informationen und
Möglichkeiten der Gentechnik umgehen. Genau dort gehört diese
Entscheidung auch hin. Die Politik sollte die PID nicht vollständig
versperren und die Rahmenbedingungen so setzen, dass die Bürger ihrer
Gesellschaft verantwortlich damit umgehen können.
Der Geschwindigkeit der Genforschung wird die Gesellschaft in
immer kürzeren Abständen vor ethische Fragestellungen wie bei der PID
stellen. Daher ist es umso wichtiger, dass die Diskussion darüber und
die Entscheidung des Bundestages bereits einen Blick darüber hinaus
wirft und keine Türen zuschlägt. Eine Zulassung in verantwortbaren
Grenzen könnte daher Modell bildend sein, wie die Gesellschaft mit
den auf sie zukommenden medizinisch-ethischen Fragen umzugehen
gedenkt.
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