Frankfurter Neue Presse: Es ist alles vorbereitet. Lothar Kleinüber einen möglichen Ausstieg Griechenlands aus der gemeinsamen europäischen Währung

Jetzt ist es also soweit. Für
Griechenlands Euro-Ausstieg liegen die Blaupausen längst in den
Schubladen. Von Thessaloniki bis Kreta wird wohl demnächst wieder mit
Drachmen gezahlt. Auch die Schulden aus der Vor-Euro-Zeit könnten
wieder auf Drachmen umgestellt werden. Nach einer kräftigen Abwertung
der neuen/alten Landeswährung wäre damit ein Gutteil der Schulden
verschwunden. Die Gläubiger säßen auf wertlosen Schuldscheinen.

Griechenland und seine Schulden abzuwickeln, ist aber nur der eine
Aspekt. Lauerten im Hintergrund nicht Italien und Spanien, könnte man
damit einigermaßen sorglos in die Zukunft schauen. Doch die erste
Staatspleite im Herzen Europas könnte erhebliche psychologische
Schäden anrichten – nicht bei den Bankern, aber bei den Bürgern. Was
ist das eigentlich für eine Europäische Gemeinschaft, die nicht in
der Lage ist, eine im Verhältnis zur Gesamtgröße relativ kleine
Region wirtschaftlich zu stabilisieren?

Statt über das Für und Wider von Euro-Bonds zu streiten oder
darüber, ob die Vergemeinschaftung der Schulden nicht schon längst
vollzogen ist, muss darüber disputiert werden, wozu Europa gut sein
soll. Finanztechnik ist zur Krisenbewältigung wichtig. Aber sie
erklärt nicht den Sinn und Zweck der Europäischen Gemeinschaft und
erst recht nicht ihre Zukunft. Es gibt kein Zurück zur alten
nationalen Kleinstaaterei. Die ökonomischen Folgen wären nur schwer
verkraftbar. Das wissen alle Ökonomen und alle Politiker natürlich
auch. Damit Griechenlands absehbarer Euro-Ausstieg nicht Europa
zerreißt, muss die Politik jetzt die Zukunft des alten Kontinents neu
erfinden, die Gewichte von Nationalstaaten zu einer
europäisch-bundesstaatlichen Ordnung neu ausbalancieren. Darin liegt
die eigentliche Rettung.

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