Frankfurter Neue Presse: Fast nichts gelernt. Rafael Seligmann zum 40. Jahrestag des Olympia-Attentats von München.

Wir Zuschauer, aber auch die
Funktionäre, Politiker und Publizisten begriffen damals noch nicht
die Folgen des Anschlags. Fortan würde es weltweit kein Großereignis,
ja kein ziviles Leben geben, das Terroristen verschonen würden in
ihrem Bestreben, mit Mord und Totschlag die Aufmerksamkeit der
Weltöffentlichkeit auf ihrer Meinung nach unhaltbare Zustände zu
erzwingen. Das Attentat von München war ein Fanal, an dem sich
Terrororganisationen wie El Kaida in Zukunft in immer spektakulärer
Weise orientieren würden.

Bereits in München wurden wir Zeugen der Feigheit und des
Opportunismus von Entscheidungsträgern. Der Präsident des Olympischen
Komitees, Avery Brundage, drang darauf, dass die Wettkämpfe nach
halbtägiger Unterbrechung fortgesetzt wurden. Sein Alibi, die
Terroristen dürften nicht die Oberhand haben. Tatsächlich gaben
Brundage und Politiker vieler Länder der Erpressung nach. Deutschland
ließ die Attentäter in den folgenden Jahren in die arabische Welt,
speziell nach Libyen, ausreisen. Die Europäer machten gute Geschäfte
mit Diktator Gaddafi.

Erst, als arabische Terroristen 1977 die Lufthansa-Maschine
Landshut nach Mogadischu entführten, sah man in Bonn ein, dass man
Terroristen nicht länger nachgeben durfte. Die Entführer wurden von
der GSG 9 ausgeschaltet, die Passagiere befreit.

Am 11. September 2001 wurde die Welt durch die Anschläge in New
York und Washington Zeuge der destruktiven Kraft des internationalen
Terrors. Blutige Attentate in London und Madrid folgten. Doch allein
militärisch lässt sich Terror nicht bekämpfen. Das zeigt der Krieg in
Afghanistan.

Während der soeben zu Ende gegangenen Wettkämpfe in London
erlaubte das Olympische Komitee keine Gedenkminute für die
israelischen Terroropfer von 1972. Aus Angst vor der Reaktion der
arabischen Staaten. Diese Feigheit lädt Terroristen zu neuen
erpresserischen Anschlägen ein. Man will fast nichts aus München
lernen.

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Peter Schmitt
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