Den Kassen ist die Wirksamkeit der
Homöopathie ziemlich egal. Sie sehen die nackte Statistik: Anhänger
der Homöopathie sind zumeist weiblich, zwischen 35 und 44 Jahre alt
und finanziell gut gestellt – also eine Klientel, deren
Versicherungsbeitrag überdurchschnittlich hoch ist und die wenig
Kosten verursacht. Versicherungs Liebling eben. Die homöopathischen
Arzneimittel müssen die Patienten ohnehin selbst zahlen, sofern sie
keine Zusatzversicherung abgeschlossen haben. Doch trotz der
Mehrkosten entscheiden sich die Patienten vermehrt für einen der
bundesweit 6700 Ärzte mit entsprechender Zusatzausbildung.
Die Kosten für die Gesamtheit der Versicherten sind kaum
nennenswert. Nach Schätzungen fließen maximal 0,2 Prozent der
GKV-Gelder in Naturheilverfahren insgesamt (etwa Akupunktur), die
Ausgaben für Homöopathen betragen also nur einen Bruchteil davon. Wer
der vermeintlich unwissenschaftlichen Medizin das Wasser abgraben
will, sollte überlegen, warum diese so attraktiv ist. Das Zauberwort
hier heißt: Zeit.
Der normale Hausarzt schleust die Patienten im Fünf-Minuten-Takt
durch die Praxisräume – da bleibt kein Raum für längere Gespräche.
Der homöopathische Arzt widmet sich seinem Patienten beim
Erstgespräch fast eine Stunde. Aus einem Herdentier wird wieder ein
Mensch, der sich ernstgenommen und gut behandelt fühlt. Der Homöopath
kann sich diese Zeit nehmen, weil die Kasse das bezahlt.
Wer die Schulmedizin stärken will, sollte also eher die
Rahmenbedingungen für Hausärzte verbessern, statt eine Kassenleistung
infrage zu stellen, die tausende Versicherte wollen und die
finanziell kaum ins Gewicht fällt. Statt sinnvolle Reformdiskussionen
zu führen verliert sich die Gesundheitspolitik wieder einmal im
Klein-Klein – da hat sie eine überraschende Gemeinsamkeit mit den
Homöopathen.
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Frankfurter Neue Presse
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