Frankfurter Neue Presse: Opfer und Täter zugleich. FNP-Wirtschaftschef Michael Balk über die Verurteilung des Börsenhändlers Jérôme Kerviel.

50 Milliarden Euro unbemerkt zu bewegen,
dürfte selbst einem gewieften Dealer wie Kerviel nicht gelungen sein.
Er muss also Helfer, zumindest Mitwisser gehabt haben und obendrein
Vorgesetzte, die wohl beide Augen zudrückten – um des lieben Reibachs
willen.

Dass Kerviel nun zum alleinigen Sündenbock gestempelt werden soll,
ist lediglich ein Ablenkungsmanöver der Bank und der gesamten
Finanzbranche. Hoch riskante Spekulationsgeschäfte gehören in
international tätigen Instituten zum Alltag. Und bis zur
Lehman-Pleite – vielleicht heute schon wieder – galt die Maxime,
immer schneller, immer mehr Geld zu verdienen. Kerviel ist daher
nicht nur Täter, sondern auch ein Opfer dieser Doktrin.

Sein juveniles Gesicht wollen die „Unschuldslämmer“ in den
Chefetagen der Großbanken nun zum bösen Buben, zum Inbegriff der Gier
erklären. Ein schändlicher Versuch.

Und die für die Affäre Mitschuldigen ziehen sich derweil aus der
Verantwortung.

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