Frankfurter Neue Presse: Russland – Atempause für die Kanzlerin. Über Angela Merkels Besuch in Russland. Leitartikel von Dr. Hans Liedel.

Der Boom, den Russlands Wirtschaft bis
ins Jahr 2008 erlebte, beruhte auf den Einnahmen aus der Förderung
von Öl und Gas. Doch spätestens in der Finanzkrise haben die Russen
schmerzhaft gelernt, dass sie die Basis ihres Wachstums festigen und
verbreitern müssen, dass sie das größte Flächenland der Erde in der
Tiefe des Raumes besser erschließen müssen, um Arbeitsplätze zu
schaffen und den Wohlstand zu heben. So werden jetzt im Beisein der
Kanzlerin und des russischen Präsidenten Verträge unterschrieben,
über die Modernisierung von 22 Rangierbahnhöfen, über die Lieferung
von 240 Regionalzügen. Da gehen Milliarden über den Tisch. Für den
Siemens-Konzern, seine Zulieferer, und vor allem für die Arbeitnehmer
ist Feiertag! Die Kanzlerin arrangiert ebenfalls den offiziellen
Rahmen für die Auftritte von E.ON oder für die BASF. In Merkels
Schlepptau erkunden Metro oder Tengelmann, wie man russische
Millionenstädte, aber auch das unendlich weite Land mit Lebensmitteln
und Waren des täglichen Bedarfes versorgen kann. Die Kanzlerin nutzt
die Dividende guter Beziehungen mit Russland und genießt den Glanz
der internationalen Politik, bevor sie zu Hause von alltäglichen
Streit der Koalition wieder eingeholt wird.

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