In der Frage um die Wahl des
Hauptredners zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938 ist
zwischen dem Zentralrat der Juden und der Stadt Frankfurt eine
heftige Diskussion entbrannt. Stephan Kramer, der Generalsekretär des
Zentralrats der Juden in Deutschland, hält den ausgewählten Alfred
Grosser für den falschen Redner. Es sei pietätlos, Grosser bei der
Gedenkfeier am 9. November in der Frankfurter Paulskirche die
Ansprache halten zu lassen.
Der Publizist Rafael Seligmann nimmt dazu in einem Beitrag der
Frankfurter Neuen Presse (Donnerstagsausgabe) deutlich Stellung:
„Stephan Kramer ist nicht der Zentralrat der Juden. Er ist lediglich
dessen Angestellter. Kramer ist auch keine moralische Instanz. Weder
für die der Juden, noch für die der Stadt Frankfurt. Es liegt also
bei Juden und Nichtjuden der Mainstadt Stellung zu beziehen. Dies ist
bereits geschehen.“
Gleichzeitig weist Seligmann darauf hin, dass Dieter Graumann, der
stellvertretende Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
und der Vorsitzende des Kulturausschusses der jüdischen Gemeinde
Frankfurts, an der Gedenkfeier teilnehmen wird. Im sei auch der
Hinweis auf die Würde der Veranstaltung wichtig. Diese gelte der
Trauer und dem Gedenken an die Toten.
Ganz ohne Kritik an Grosser ist aber auch Seligmann nicht. Dieser
richte seine Kritik geradezu „zwanghaft“ und „ausschließlich“ gegen
Israel.
Alfred Grosser wurde 1925 in Frankfurt am Main geboren. Er musste
später als Jude vor den Nazis flüchten und fand seine neue Heimat in
Frankreich. Dort und in Deutschland erlangte er Verdienste als
Publizist und Politologe, indem er sich aktiv für die
deutsch-französische Versöhnung einsetzte.
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