Frankfurter Neue Presse: zu RWE-Chef Jürgen Großmann „Dinosaurier gefährdet RWE“ Ein Kommentar von Panagiotis Koutoumanos

Jürgen Großmann ringt einem beinahe
Respekt ab. So kämpferisch wie der 2,05-Meter-Mann dem Sperrfeuer der
Aktionärskritik standhält. Weder von japanischen Tsunamis noch von
deutschen Politikern oder kommunalen Anlegern will sich der
59-jährige RWE-Chef seine Strategie diktieren lassen, wie es scheint.
Und so poltert Großmann weiter gegen den von der Bundesregierung
beschleunigten Atomausstieg.

Aber wirklich gute Argumente führt der Manager, der den Stil alter
Ruhrbarone pflegt, auch bei der Hauptversammlung nicht ins Feld. Und
so sind seine immer wiederkehrenden Warnungen einmal mehr schnell als
Mantras entlarvt, die offensichtlich nur dazu dienen, die Zukunft so
lange wie möglich aufzuschieben – sei es aus Machtinteresse oder aus
bloßem Starrsinn. Wo US-Präsident Barack Obama mit seinem Slogan
„Yes, we can“ der Mehrheit der US-Bevölkerung den Glauben an einen
gesellschaftspolitischen Wandel schenkte, will Großmann den Deutschen
ihren Glauben an den notwendigen energiepolitischen Wandel mit seiner
Verweigerungshaltung unter dem Motto „No, we can–t“ nehmen.

Dass er mit dieser Einstellung inzwischen selbst in der
Energiebranche ziemlich allein dasteht, ignoriert er. Und so ist aus
der einstigen Lichtgestalt, die im vergangenen Herbst die Regierung
zur Verlängerung der Atomlaufzeit verleitete, nun tatsächlich der
Umwelt-Dinosaurier geworden, zu dem ihn der Naturschutzbund kürzlich
gekürt hat – ein Dinosaurier, der das Fanal aus Fukushima nicht
wahrnehmen kann.

Ein Chef mit begrenzter Restlaufzeit ist Großmann ohnehin: Sein
Vertrag läuft im September 2012 aus. Die Frage ist nur, ob sich RWE
diesen Chef noch so lange leisten kann. Der Essener Konzern ist
extrem abhängig von der Kernenergie; er hinkt in Zukunftsfeldern wie
Energieeffizienz und intelligenten Netzen hinterher; zudem ist er –
im Gegensatz zu E.on – auch ein sehr deutsches Unternehmen. Deshalb
muss er sich nun sehr schnell auf die neue Energie-Welt einstellen.
Und dazu bedarf es eines neuen Vorstandschefs mit einer neuen
Strategie. Eines Chefs, dem es gelingt, RWE aus dem Zeitalter von
Kernenergie und Kohlekraft herauszuführen in eine strahlen- und
abgasfreie Zukunft. Sonst wird RWE das Schicksal der Dinosaurier
ereilen und untergehen.

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