Frankfurter Rundschau: Chance verpasst

Nun dreht ein Bündnis von USA, Deutschland und
anderen EU-Staaten an der Eskalationsschraube und weist als Reaktion
auf den Giftangriff gegen den russischen Exspion Sergej Skripal nach
Großbritannien ebenfalls russische Diplomaten aus. Richtig ist es,
sich mit London zu solidarisieren und damit den diplomatischen Druck
auf Moskau zu erhöhen, die Affäre aufzuklären. Außerdem demonstriert
der Westen, dass er trotz vieler Meinungsverschiedenheiten durchaus
gegen einen Kontrahenten vorzugehen vermag. Doch leider fehlt dem
Vorstoß ein Element, das über den Streit hinausweist. Deutschland
hätte etwa vermitteln können und der Regierung Putin die Proben der
giftigen Substanz überbringen können. Der Westen wäre so Moskau
entgegengekommen und hätte auf die russische Anregung reagiert, aber
tatsächlich Russland in Zugzwang gebracht. Diese Strategie würde
zudem zeigen, wie sehr der Westen an einer Partnerschaft mit dem
schwierigen Nachbarn interessiert ist, statt nur den Konflikt zu
eskalieren.

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