Frankfurter Rundschau: Der moderne Reaktionär

Der Wirtschafts-Anwalt, Multi-Lobbyist und
Transatlantiker würde als Parteivorsitzender einerseits den
Wirtschaftsflügel zur vorherrschenden Kraft bei den Christdemokraten
machen, das stimmt. Er würde das mit der Aura des Modernisierers, des
frischen Wind verströmenden, vermeintlichen Außenseiters verbindet.
Aber andererseits dürfte er die Grenzenlosigkeit der Kapitalströme,
für die er steht, durch das reaktionäre Versprechen der Geborgenheit
in den Schutzräumen von Nation und Familie ergänzen. Es ist erst
dieses Gemisch, das Merz zu einem nicht zu unterschätzenden
Protagonisten der Entwicklung nach rechts machen würde: Der
Kapitalismus, für den er steht, hat mit Sozialstaat wenig zu tun. Die
vom Schutz dieses Sozialstaats „befreiten“ Bürger dürfen sich
stattdessen an der deutscher „Leitkultur“ wärmen. Bei aller
Begeisterung, dass sich etwas bewegt, sollte niemand vergessen, wohin
die Reise geht.

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