Frankfurter Rundschau: Lust verloren

Nein, dass Sahra Wagenknecht aus der Spitze von
„Aufstehen“ aussteigt, ist keine Überraschung. Schon Ende November
hatte sie dies angekündigt. Die Vorsitzende der Linksfraktion
begründet den Rückzug mit Arbeitsüberlastung – und schiebt die Schuld
SPD und Grünen zu. Das stimmt so nicht. Oberflächlich betrachtet, war
„Aufstehen“ der Versuch, Linke und Rechte anzusprechen – und deshalb
zum Scheitern verurteilt. Während die Bewegung von 170 000
Anmeldungen sprach, brachte sie bei Demonstrationen nur ein paar
Hundert Menschen auf die Straße. Im Kern war „Aufstehen“ bloß Mittel
zum Zweck. Wagenknecht wollte die Linke gefügig machen. Und sie
wollte mal schauen, ob man „Aufstehen“ zur Partei und damit zur Erbin
der Linken machen kann. Wagenknecht verlor die Lust, als dies nicht
klappte. Genutzt hat ihr das Manöver nicht. Die Reste von „Aufstehen“
werden ohne sie implodieren. Sie werden sich auch so fühlen – wie
Reste. Sie sehen: Wagenknecht hat zu Anhängern ein instrumentelles
Verhältnis.

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