Frankfurter Rundschau: Nicht instrumentalisieren

Wenn man das Amt des Bundespräsidenten ernst
nimmt, braucht es eine breite Debatte darüber, welche Persönlichkeit
am besten geeignet ist, dieses Land nach außen zu vertreten und nach
innen zu einen. Außer der eigenen Rede hat der Präsident keine Macht.
Im besten Fall aber erreicht er oder sie – wie Gauck – damit auch
Menschen, die der klassischen Parteipolitik längst den Rücken
zugekehrt haben. In dieser Situation kommt es nicht vordringlich
darauf an, ob der nächste Präsident eine Frau oder ein Mann, ein
Christ, ein Jude oder Muslim ist. Entscheidender für das Amt sind das
richtige Gespür für Hoffnungen, Ängste und Spannungen in der
Gesellschaft. Persönliche Unabhängigkeit, Integrität und
Glaubwürdigkeit sind genauso wichtig wie die Fähigkeit zur
Kommunikation. Die Politik aber ist auf dem besten Weg, die
Kandidatensuche mit anderen, strategischen Überlegungen zu
überfrachten und die Präsidentenwahl als Auftakt zur Bundestagswahl
im Herbst 2017 zu instrumentalisieren.

Pressekontakt:
Frankfurter Rundschau
Ressort Politik
Telefon: 069/2199-3222