Frankfurter Rundschau: Noch fehlt das Mea culpa

Verantwortung ist immer persönlich. Diesen Satz
hat jeder katholische Bischof in seinem Theologiestudium gehört oder
in den Sozialenzykliken der Päpste nachgelesen. Darin ist seit mehr
als 30 Jahren auch von einer „strukturellen Sünde“ die Rede. Diese
Kategorie, ursprünglich auf menschenfeindliche politische oder
ökonomische Verhältnisse gemünzt, hat nun die Kirche selbst erreicht:
Die deutschen Bischöfe räumen mit Blick auf sexuellen Missbrauch ein
Systemversagen ein und sprechen von einer Mitschuld der Institution.
Damit müssen sie auch beantworten, wer von ihnen die Mitschuld hat.
Vielleicht ist es zwei Tage nach der Präsentation der
Missbrauchsstudie zu früh. Aber zu lange sollte es nicht dauern, bis
der erste Oberhirte zu einem „Mea culpa“ gelangt, das mehr ist als
das Eingeständnis, irgendwann irgendwie nicht hingesehen oder die
Dimension der Verbrechen unterschätzt zu haben.

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