Die Frankfurter Rundschau kommentiert den
Verzicht auf Wahlkampfauftritte türkischer Politiker:
Es ist eine gute Nachricht, die gerade noch rechtzeitig kommt.
Auch deutsche Politiker hatten ja schon mit der Verbotskeule zu
wedeln begonnen. Dass die AKP nun einfach vom „guten Willen“
übermannt worden wäre, wie sie nahelegt, dürfte als Erklärung nicht
genügen. Dass Präsident Erdogan den Konflikt seit Wochen schürt,
entsprang ja aus seiner Sicht einem rationalen Kalkül: Der stolze
Türke als Opfer der dekadent-faschistischen Europäer, diese Idee
sollte ihm den Sieg beim Anti-Demokratie-Referendum sichern. Es muss
Gründe gegeben haben, das Kalkül wenigstens an einer Stelle zu
korrigieren. Vielleicht hat sanfter Druck geholfen, vielleicht aber
war da noch etwas anderes: Je lauter Erdogan schrie, desto klarer
könnte vielen türkischen Demokraten aufgegangen sein, dass sich mit
diesem „Führer“ die Ehre der Nation nicht verteidigen lässt. Das wäre
ein Etappensieg der Demokratie.
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