Beide haben fast dasselbe gesagt: Nahles warnte
vor einer Situation, in der man der Türkei helfen müsse. Fast alle
kritisierten sie dafür, und auch Merkels Reaktion galt als Ablehnung:
Man müsse „zurzeit“ nicht über Hilfe für die Türkei nachdenken. Am
Ende heißt das aber dasselbe: Der Tag kann kommen – wegen der
komplizierten wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen mit der
Türkei, die ja „unabhängig von den politischen Auseinandersetzungen
mit Erdogan“ bestehen, wie Nahles gesagt hatte. Wer wüsste das besser
als Merkel, die selbst den Kniefall vor Erdogan hinnahm, um das
EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei abzuschließen. Der Unterschied
zwischen liegt im Ton: Die SPD-Chefin warnt; die CDU-Chefin winkt ab.
Entweder tut Merkel das, um den Eindruck zu vermitteln, so schlecht
stehe es um die Türkei nicht, und so die Märkte zu beruhigen. Oder
sie weiß, dass eine Abfuhr für den Autokraten populärer ist, als sich
heute mit der Wahrheit von morgen zu befassen.
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