Französischer Präsidentschaftsbewerber Macron sendet Signal an Deutschland

Ex-Wirtschaftsminister will Bundesregierung von
europäischem Finanzausgleich überzeugen / Weitreichende Reformpläne
für Frankreich

Berlin, 16. November 2016 – Der Bewerber für das französische
Präsidentenamt, Emmanuel Macron, verbindet seine Kandidatur mit einem
Signal an die Bundesregierung. „Wenn wir es schaffen, die Dinge in
Frankreich zu verändern, wird das eine wichtige Botschaft an die
Deutschen sein. Nämlich, dass Frankreich zu Reformen fähig ist“,
sagte Macron dem Wirtschaftsmagazin –Capital– (Ausgabe 12/2016, EVT
17. November). Im Gegenzug für wirtschafts- und sozialpolitische
Reformen in Frankreich wünscht sich Macron, dass Berlin eine
Neuausrichtung Europas mitträgt. Er wolle „in Europa mit einer
Politik neu starten, die nicht nur vom Sparen diktiert wird und
deshalb besser ist für die ökonomischen Gleichgewichte“, so Macron.

Der frühere Wirtschaftsminister und ehemalige Vertraute von
Staatspräsident François Hollande möchte Deutschland etwa von einem
Budget für die Euro-Zone, einem europäischen Finanzausgleich und von
mehr Investitionen überzeugen. Im Gespräch mit –Capital–, das Macron
für ein Portrait mehrere Tage begleitet hat, offenbarte Macron auch
seine Frustration über Hollande: Er erklärte, er habe sich 2012 an
der Seite Hollandes engagiert in der Hoffnung, eben jene
Doppelstrategie aus innenpolitischen und europapolitischen Reformen
verfolgen zu können – sei aber selbst enttäuscht worden.

Macron, der Ende August als Minister zurückgetreten ist, hat an
diesem Mittwoch in Paris seine Kandidatur zur Präsidentenwahl im
April 2017 erklärt. In manchen Umfragen rangiert der 38-jährige
Ex-Investmentbanker, der sich politisch als „Progressist“ bezeichnet,
an dritter Position – hinter den Kandidaten der konservativen
Republikaner und des rechtsextremen Front National. Zu Macrons
Vorschlägen gehört die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung aus
Steuermitteln statt aus Beiträgen. Zugleich will er prekär
beschäftigten Menschen, etwa Kleinunternehmern, Zugang zum
Arbeitslosengeld geben. Den Eintritt in die Rente will Macron
flexibilisieren, ebenso die gesetzliche 35-Stunden-Woche: Sie soll
zumindest für junge Arbeitnehmer überschritten werden.

Macron gilt als wirtschaftsfreundlich, äußert aber auch immer
wieder Kritik am Kapitalismus in seiner gegenwärtigen Form. Von
seinen politischen Gegnern wird er für seine frühere Tätigkeit als
Partner der Privatbank Rothschild attackiert. „Ich betrachte meine
Vergangenheit als Bankier als Trumpf“, sagte er –Capital–. „Ich weiß,
wie die Globalisierung läuft und was private Wirtschaft ist.“ Dies
habe er den meisten französischen Politikern voraus. Macron plant in
den nächsten Wochen einen Besuch in Deutschland: Die
Humboldt-Universität Berlin hat ihn zu einem Auftritt eingeladen.

Pressekontakt:
Leo Klimm, –Capital—Korrespondent in Frankreich,
Telefon +33(0)149536674
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