FT: Auf Kosten der Pendler / Bahn erhöht Preise im Nahverkehr

Erstmals seit acht Jahren steigen die Preise im
Fernverkehr der Bahn nicht. Nein, sagten die Bahnvorstände, damit
entschuldige sich die Bahn nicht für die Mängel bei den ICE-Zügen mit
ausgefallener Klimaanlage. Man wolle ein Signal setzen, dass es
attraktiv sei, Bahnkunde zu sein. Dumm nur, dass der Verkehrsminister
der Bahn in den Rücken gefallen ist. Die Kunden hätten ja doch
„einige Strapazen in Kauf nehmen“ müssen, da helfe das Signal
stabiler Preise. Es ist also eher das schlechte Gewissen gegenüber
dem Kunden, das die Bahn vor höheren Preisen im Fernverkehr
zurückschrecken lässt. Und die Konkurrenzsituation. Auto und Flugzeug
bleiben Wettbewerber. Im Regionalverkehr gibt es zwar Konkurrenz.
Aber die sticht offenbar nicht richtig. Sehr praktisch dabei: Im
Regionalverkehr fährt die Bahn den Großteil ihres Gewinns ein. Warum
also hier Preisdisziplin üben, wo Preiserhöhungen wirklich auf die
Gewinne durchschlagen? Diese Frage wird man sich gerade in
Flächenländern wie Schleswig-Holstein auch stellen, freilich ohne den
ironischen Unterton. In den nächsten fünf Jahren werden zwei Drittel
aller Strecken im Schienenpersonennahverkehr neu ausgeschrieben. Es
wird Zeit, dass die Bahn dafür ihr Schienennetz diskriminierungsfrei
zur Verfügung stellt. Noch besser wäre es, ihr dieses Netz
wegzunehmen. Die Preispolitik der Bahn atmet den Geist einer Behörde,
nicht den eines im Wettbewerb stehenden Unternehmens – zum Nachteil
der Pendler.

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Flensburger Tageblatt
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