Wer beim Rudern einen kapitalen Fehler macht,
hat einen Krebs gefangen. Das klingt harmlos und ist doch der
Albtraum jedes Rudersportlers: Das Blatt wird im falschen Winkel ins
Wasser gesetzt und sofort tief abgelenkt. Der Holmen schlägt nach
hinten, im schlimmsten Fall kentert das Boot. Im Fall der
Olympiaruderin Nadja Drygalla wurde gleich ein ganzer Korb mit
Krebsen gefangen. Zum einen gibt es niemanden, der die Rostocker
Sportlerin selbst mit rechten Parolen oder Gedankengut in Verbindung
bringt. Sie selber hat sich davon distanziert. Zum anderen ist in der
eher kleinen Ruderfamilie auch ihr Freund, der ehemalige
NPD-Direktkandidat bei den Landtagswahlen 2011, kein Unbekannter.
Michael Fischer wurde für den Deutschen Ruderverband einst
Vize-Weltmeister bei den Junioren. Trotzdem wird die private
Beziehung der beiden jetzt zu einem Skandal aufgebauscht, der mehr
Beachtung findet als jeder Dopingfall bei den Spielen Nadja Drygalla
hat weder gegen die Werte der Olympischen Charta noch gegen die
Präambel des Deutschen Olympischen Sportbundes verstoßen. Das
schriftliche Bekenntnis zu beiden ist Grundvoraussetzung für die
Mitgliedschaft in der deutschen Olympiamannschaft und Bestandteil der
Athletenvereinbarung mit dem Verband. Die Sportlerin hat diese
erfüllt. Der Kampf gegen rechtsextremes Gedankengut ist eine der
wichtigsten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben. Aber er muss sowohl
mit rechtsstaatlichen Mitteln als auch mit moralischer Integrität
geführt werden. Eine „Sippenhaft“ – wie im Fall der Rostockerin –
ist das völlig falsche Mittel, es würde nur der NPD nutzen. Nadja
Drygalla ist gekentert. Ein wirklich olympisches Zeichen wäre es,
ihr im wahrsten Sinnen des Wortes wieder ins Boot zu helfen.
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