FT: Flensburger Tageblatt

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die
Milliardenreserven der Krankenkassen dem Raubrittertum der
Interessengruppen zum Opfer fallen. Erst die Apotheker und die
Pharmaindustrie, jetzt die Kassenärzte – alle halten die Hand auf,
um sich am großen Kuchen zu bedienen. Statt den 22-Milliarden-Schatz
an die rechtmäßigen Eigentümer – also die Versicherten –
zurückzugeben, wurde für schlechte Zeiten gehortet. Die Folgen sind
unübersehbar: Die Kassen sind in Erklärungsnot und in einer
miserablen Verhandlungsposition. Die Mediziner lassen ihre
Muskeln spielen und drohen wieder einmal damit, Patienten in Haft
zu nehmen. In dieser verfahrenen Situation eine für beide Seiten
akzeptable Lösung zu finden, wird nicht einfach. Für die Masse der
Ärzte scheint die Honorierung jedoch mit einem Durchschnittsverdienst
von über 5500 Euro netto ganz auskömmlich zu sein. Wer nicht gerade
in einem sozialen Brennpunkt ohne Privatpatienten praktiziert,
kommt mit dem, was die Kassen Quartal für Quartal überweisen, gut
zurecht – einige sogar sehr gut. Möglicherweise liegt hier auch die
Krux: Weil die Arzt-Funktionäre nicht bereit oder in der Lage sind,
die ihnen zugedachten Kassengelder gerechter auf die einzelnen
Facharztgruppen zu verteilen, wird einfach immer pauschal drauf
gesattelt – sprich: Das Problem wird nicht gelöst, sondern
verkleistert. Gut möglich also, dass die Kassen mit ihrer
„Knausrigkeit“ recht haben. Zumal der Schlichterspruch mit dem
Plus von 0,9 Prozent fast genau in der Mitte von dem liegt, was die
Kassen an Abstrichen und die Ärzte an Zuwachs gefordert hatten.

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