FT: Flensburger Tageblatt

Eigentlich spricht vieles für Wahlerfolge der
CDU: Familie und Kinder sind wieder wichtig; bürgerlich geprägte
Lebensformen haben Konjunktur; der Rückzug ins Private. All das passt
gut zur CDU. Doch zum Leidwesen der Christdemokraten bewegt sich
das in Lebensformen, die mit überkommenen Bildern kaum mehr etwas zu
tun haben. Dass Mann und Frau einen Beruf ausüben, steht auch für
potenzielle CDU-Wähler gar nicht zur Debatte. Scheidungen sind
normal. Man ernährt sich biologisch, hat etwas gegen
Massentierhaltung und gegen Atomstrom irgendwie auch. Ausländer sind
kein Schreckgespenst, sondern Freunde und Kollegen. Die CDU hat das
durchaus wahrgenommen und bedient die angegrünten bürgerlichen
Städter mit neuen Angeboten. Ursula von der Leyens Familienpolitik
macht hier Punkte. Auch in Sachen Integration hat die CDU etwas
vorzuweisen. Ökologie war schon immer ein Thema, das sich konservativ
besetzen ließ. Doch genau hier liegt auch das Problem. Man glaubt der
CDU diese Positionen nicht so recht, wenn sie gleichzeitig für das
Betreuungsgeld streitet. Das muss die CDU tun, um im
ländlich-konservativen Bayern ihre Basis zu sichern. Diese beiden
Pole sind nur mühsam zu überbrücken. Der programmatische Spagat
verwirrt jedoch die Wähler, weil am Ende niemand mehr weiß, wofür die
CDU eigentlich steht. Fehlt es dann auch noch an vorzeigbaren
Kommunalpolitikern, kann sie die programmatischen Mängel nicht mehr
auffangen. Daher wählt man in den Städten lieber gleich das Original:
Die Grünen. Die sind zwar gefühlt links, letztlich aber unideologisch
und in ihrer pragmatischen Politik dicht bei den CDU-nahen
Wählergruppen.

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