FT: Flensburger Tageblatt

Ob Rösler oder Brüderle die FDP führt, wäre den
meisten Wählern gleichgültig, wenn die Partei eine Vorstellung hätte,
was sie politisch will. Bei all der Streiterei um Personalien,
zunächst um Westerwelle, dann um Rösler, ist das Profil der Liberalen
komplett verloren gegangen. Die FDP macht einen desorientierten
Eindruck. Niemand aber wählt eine Partei, weil die so schön
Sachfragen löst. Etwas mehr sollten die Liberalen schon bieten. Die
fast zehn Prozent in Niedersachsen dürften zusätzlich verstörend
wirken. Wenn als einziger Grund für eine Wahlentscheidung die
taktische Unterstützung bleibt, dann muss sich die FDP fragen, für
wen sie eigentlich Politik macht? Damit ist nichts gegen das
Leihstimmen-Manöver gesagt, denn es ist nicht das erste Mal, dass die
FDP sich mit einer solchen Aktion über Wasser hält, um Zeit für
einen Neubeginn zu gewinnen. Hans-Dietrich Genscher warb einst ganz
unverblümt um diese Wähler. Der Bundestagswahlkampf wird ein
Lagerwahlkampf – ganz so wie in Niedersachsen. Die CDU ist gut
beraten, die FDP weiter zu stützen. Die wird als eigenständige
Kraft aber nur bestehen, wenn sie aufhört, sich allein mit sich
selbst zu beschäftigen.

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