Kommentar zu E10 und ADAC-Klage gegen
Mineralölkonzerne
Welchen Treibstoff gibt es heute an der Tankstelle? Diese Frage
dürfen sich Autofahrer künftig noch öfters stellen. Die großen
Ölmultis haben teilweise einfach mal das reguläre Super-Benzin aus
ihrem Programm gestrichen. Wer tanken will, muss das umstrittene E10
nehmen – oder auf das teure Super Plus umsteigen. Besonders hart
trifft dies all jene Autofahrer, die sich einfach kein neues Auto
leisten können, das auch E10 vertragen würde. Der ADAC hat bereits
geklagt. Doch ob die Klage des Automobilclubs aussichtsreich ist,
darf bezweifelt werden. Tatsächlich findet sich in der entsprechenden
Verordnung kein Wort beispielsweise über die Oktanzahl, durch die
sich die Treibstoffe unterscheiden. In jedem Falle werden jetzt
Gerichte klären müssen, wie viel Plus es für ein Super Benzin geben
darf.
Für das Handeln der Ölmultis muss bei alledem ein Stück weit
Verständnis gezeigt werden. Sie sitzen auf riesigen E10-Vorräten und
Ende des Monats läuft die Übergangsfrist für diese sogenannte
Winterware ab. Das ist per Gesetz so vorgeschrieben. Ein Großteil des
ungeliebten Kraftstoffes muss dann vernichtet und durch die chemisch
etwas anders zusammengesetzte Sommerware ersetzt werden. Das für den
Bio-Sprit verwendete Getreide wäre dann weder für den Teller noch für
den Tank angebaut worden, sondern einzig für den Abfall. Ein neuer
trauriger Höhepunkt im Ringen um E10.
Doch wo begann dieser ganze Wahnsinn? Bei einer Bundesregierung,
die E10 wohl mehr als Alibi, denn als Beitrag zum Umweltschutz
verstanden hat. Die zwar niedrigere CO2-Werte und Unabhängigkeit vom
Erdöl wollte, aber hochprozentigen Pflanzentreibstoffen wie E85 eine
Abfuhr erteilt hat, obwohl diese in Ländern wie Brasilien und den USA
gang und gäbe sind. Zu guter Letzt wurde die Verantwortung für den
Alibi-Öko-Sprit dann noch in den Chefetagen der Mineralölkonzerne
geparkt. Damit wurde der Bock zum Gärtner gemacht und das Scheitern
war programmiert.
Autor: Till H. Lorenz
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